Seite 102 - Luftfahrtgeschichte

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HANS-LUDWIG MEYER
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wurde die fotografische Beurkundung von Wendepunkten erprobt, und mit
ersten erfolgreichen 100 km-Dreiecksflügen konnte 1956 das damals beste
Segelflugzeug HKS 1 als Preis nach Braunschweig geholt werden. Mit ihm
wurde im Rahmen eines Forschungsauftrages „Leewelle des Harzes“ eine
Flughöhe von 4.800 m erreicht.
Nach Fertigstellung des Heimes in Eigenleistung auf den Fundamenten
des zerstörten alten Gebäudes der FFG auf dem Flughafen Braunschweig-
Waggum im Sommer 1957 konnte nun mit großem Einsatz an der Entwick-
lung der ersten Nachkriegskonstruktion SB 5 (konventionelle Holzbauweise)
gearbeitet werden. Die Nummer 5 bei der Musterbezeichnung wurde ge-
wählt, weil die SB 4 die letzte Segelflugzeug-Eigenkonstruktion der FFG
war, die aber 1944 unvollendet zerstört wurde. Der erste Flug mit der SB 5
erfolgte am 5. Juni 1959. In den Versionen SB 5B und SB 5E wurde sie später
in größeren Stückzahlen in Lizenz privat und bei der Firma Eichelsdörfer in
Bamberg gefertigt.
Mitglieder der Gruppe nahmen in den sechziger und siebziger Jahren an
mehreren Weltmeisterschaften und an vielen deutschen und regionalen Se-
gelflug-Meisterschaften sehr erfolgreich teil. Aber auch im Konstruktions-
büro und in der Werkstatt wurde fleißig gearbeitet. In dieser besonders pro-
duktiven Zeit entstanden in neuen Bauweisen in schneller Folge die Muster
SB 6 bis SB 10.
Im Jahr 1967 schrieb der Direktor des Institutes für Strömungsmechanik
der TU Braunschweig, Prof. Schlichting, in einer Festschrift:
… Die Neuentwicklung eines Großflugzeuges erstreckt sich heutzutage oft über
nahezu ein Jahrzehnt. Dabei haben von den zahlreichen dabei beteiligten Ingenieu­
ren meist nur sehr wenige die Gelegenheit, das Flugzeug durch all seine Entwick­
lungsphasen vom ersten Projekt bis zur Flugerprobung verfolgen zu können.
Der Bau eines neuen Segelflugzeuges dagegen fordert von seinen Schöpfern, dass
sie gleichzeitig die Tätigkeiten und Risiken des Projektingenieurs, des Aerodyna­
mikers, des Konstrukteurs, des Versuchsingenieurs, des Herstellers und schließlich
des Testpiloten übernehmen. Für einen zukünftigen Luftfahrtingenieur ist eine sol­
che vielseitige Betätigung eine außerordentlich wertvolle Ergänzung seiner Hoch­
SB 5A beim Start an der Schleppwinde (Archiv Akaflieg)