DIE AKADEMISCHE FLIEGERSCHULE BRAUNSCHWEIG (AKAFLIEG III)
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schulausbildung, denn das Abwägen aller für den Bau eines Flugzeuges wichtigen
Aspekte kann in keiner Vorlesung mit einer solchen Konsequenz vermittelt werden,
wie sie die Eigenentwicklung eines Flugzeuges verlangt.
Die im Zuge der Studienreform angestrebte Konzentration des Studiums wird es
den Akafliegern in Zukunft sehr erschweren, die für die Eigenentwicklung von
Flugzeugen erforderliche Zeit zu erübrigen. Wegen des großen Wertes dieser Tätig
keit im Rahmen der Gesamtausbildung sollten Hochschulen und Akaflieg jedoch ge
meinsam versuchen, hier einen gangbaren Weg zu finden. …
Leider nahm trotzdem der Druck, regelmäßig dem Studienplan zu folgen,
ständig zu, und darüber hinaus konnte ein Fortschritt bei den Flugleistungen
der Segelflugzeuge nur mit immer größerem Aufwand erzielt werden. Als
Beispiel soll an die ersten grundlegenden Untersuchungen zur Ermüdungs-
festigkeit von „glasfaserverstärkten Kunststoffen“ (GFK) mit Balsaholz als
Stützmaterial erinnert werden. In dieser Bauweise entstand die SB 6, und für
die Versuche wurde zusätzlich ein „Bruch“-Flügel gebaut. Die Ergebnisse
waren die Grundlage für erste Richtlinien bei der Zulassung von GFK-Se-
gelflugzeugen. Trotz des immensen Arbeits- und Zeitaufwandes konnte aber
immer wieder der Erstflug eines neuen SB-Musters gefeiert werden. Ohne
die Unterstützung durch Braunschweiger Forschungseinrichtungen, durch
die Universität und die Industrie wären diese Leistungen nicht möglich ge-
wesen.
Die ersten Konstruktionen in Glasfaser-Kunststoff-Bauweise
Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber in nur einem Jahr
wurde die SB 6 in einer völlig neuen Bauweise und mit neuem Material ent-
SB 6 – das erste Hochleistungssegelflugzeug der Akaflieg aus Kunststoff
(Archiv Akaflieg)