FRANZMEYER, HUMMEL, KORRELL UND KRAG
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Anfänge im Kaiserreich
Nach den Luftschifffahrten des Grafen Zeppelin (1838 – 1917) und von August
von Parseval (1861 – 1942) sowie den ersten Motorflügen in Deutschland er-
fasste die Begeisterung für die Flugtechnik auch Braunschweig. Viele Braun-
schweiger waren bereits 1908 Mitglieder im Niedersächsischen Verein für
Luftschiffahrt (NVL) in Göttingen, aber schon im folgenden Jahr besaßen sie
einen eigenen Ballon „Braunschweig“. Nach dessen Taufe wurde 1909 der
Braunschweigische Verein für Luftschiffahrt (BVL) gegründet mit dem Ziel,
außer der Pflege des Ballonsports die Stadt Braunschweig in die sich entwi-
ckelnden Luftverkehrsnetze einzubinden, um damit der wirtschaftlichen Ent-
wicklung der Region neue Impulse zu verleihen. Als erster provisorischer Flug-
platz diente der Große Exerzierplatz an der Salzdahlumer Straße, wo 1910 der
erste Motorflug und die erste Fahrt eines Luftschiffes in Braunschweig statt-
fanden. Der BVL organisierte 1912 auch die Besuche des Zeppelin-Luftschif-
fes „Hansa“ (LZ 13) sowie den Braunschweiger Etappenstopp beim Nordwest-
flug für Motorflugzeuge. Das 1912 in Angriff genommene Projekt eines
zweiten Flugplatzes in Kombination mit einem Lufthafen für Zeppeline auf
dem Aerkeröder Feld im Norden der Stadt (heute Siegfriedviertel) blieb un-
vollendet und scheiterte infolge des Ausbruchs des 1. Weltkrieges.
In den Kriegsjahren schuf 1916 der Industrielle Heinrich Büssing (1843 –
1929) durch eine großzügige Spende an die TH Braunschweig die Vorausset-
zungen für den Aufbau eines kombinierten Automobiltechnischen und Flug-
technischen Instituts. Treibende Kraft bei den nachfolgenden Planungen
war Prof. Wilhelm Schlink (1875 – 1968), der seit 1909/10 an der TH Braun-
schweig bereits Vorlesungen über Flugtechnik hielt. Als erster Bauabschnitt
wurde ein Flugtechnisches Institut als Zentrum angewandter Luftfahrtfor-
schung in Angriff genommen, das aber infolge des Kriegsausgangs und der
anschließenden Inflation bis 1923 über einen Rohbau an der Wodanstraße
nicht hinauskam. Ebenfalls im Jahre 1916 erhielt Braunschweig seinen drit-
ten Flugplatz, der an der Straße von Braunschweig nach Broitzem im Süd-
westen der Stadt angelegt wurde. Dabei handelte es sich um einen großen
Militärflugplatz mit 10 Flugzeughallen, einer Montagehalle und Unterkünf-
ten für über 300 Mann Personal, der 1917 von der Fliegerersatzabteilung 7
übernommen und bis 1919 betrieben wurde.
Luftfahrt in der Weimarer Republik:
Unter dem Diktat des Versailler Vertrages
Nach dem 1. Weltkrieg versuchte die Stadt Braunschweig zunächst, den
Flugplatz Braunschweig-Broitzem als regelmäßig angeflogenen Verkehrs-