GERHARD ACKERMANN
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Interesse an deren bahnbrechenden Errungenschaften in hohem Maße ge-
weckt worden. Infolge des dann ausbrechenden 1. Weltkrieges fanden auf
dem Großen Exerzierplatz vermutlich keine Flüge oder Luftfahrten mehr
statt. Damit ist die Geschichte des ersten Braunschweiger Flugplatzes aber
noch lange nicht zu Ende.
Bis 1918 wurde der Große Exerzierplatz wie bisher von der Armee weiter-
genutzt, danach eingeschränkt von der Reichswehr, die dann aber ab dem
1. Oktober 1926 den Platz endgültig freigab. Die Ländereien verkaufte oder
verpachtete die Stadt, z. B. an Golf-, Hockey- und Jagdclubs, an den CVJM,
an Sportvereine, Schrebergärtner und als Siedlungsland.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 und der offiziellen
Aufstellung von Luftstreitkräften 1935 begann 1937 auf dem ehemaligen
Großen Exerzierplatz der aufwendige Bau eines großen (im Grundriss einem
viermotorigen Flugzeug ähnlichen) 400-Betten-Luftwaffenlazaretts. Dieses
wurde 1940 eingeweiht und nach Kriegsende 1948 von der englischen Besat-
zungsmacht in die Verwaltung der Stadt Braunschweig überführt, wo es heu-
te als modernes Städtisches Klinikum Salzdahlumer Straße der Volksge-
sundheit dient (siehe Seite 168 ff.).
Schon 1960 wurden bei diesem Krankenhaus Hubschrauberlandungen er-
probt, ab 1964 Krankentransporte durch Helikopter des Bundesgrenzschut-
zes und seit 1983 wesentlich durch den ADAC-Hubschrauber „Christoph
30“ aus Wolfenbüttel durchgeführt. Allein im Jahre 2008 landete und starte-
te „Christoph 30“ vom Platz im Klinikum Salzdahlumer Straße 322 mal,
dazu kamen Landungen und Starts anderer Rettungshubschrauber aus dem
Umland. So ist dieser erste Platz, von dem aus in Braunschweig geflogen
wurde, auch nach 100 Jahren noch als solcher in Betrieb, sogar in höchst hu-
maner Mission, und wird dies weiter bleiben.
Zu Anfang des 1. Weltkrieges existierten in Braunschweig zwei Flugplät-
ze gleichzeitig. Der eine, der „Große Exerzierplatz“ an der Salzdahlumer
Straße, wurde aber fliegerisch nicht mehr genutzt, und der andere, kombi-
niert mit dem bereits vorbereiteten Luftschiffhafen auf dem Aerkeröder Feld
(heute Siegfriedviertel) war noch nicht in Betrieb genommen worden und
wurde schließlich aufgegeben, weil inzwischen ein dritter Flugplatz gebaut
wurde, der aber dann umso vielfältiger genutzt werden sollte.
Der Flugplatz Braunschweig-Broitzem
In der ungewöhnlich großen Halle des Getränkemarktes am Donauknoten
der Münchenstraße vermutete wohl kaum einer der geschäftigen Einkäufer,
dass er sich in der letzten noch erhaltenen Flugzeughalle des ehemaligen
Flughafens Braunschweig-Broitzem befindet, auf dessen traditionsreichem