DIETRICH HUMMEL
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nik an der TH Braunschweig, der Schlink später viele weitere folgen ließ. Er
befasste sich darin mit den Grundlagen des Fliegens bis hin zu Aerostatik
und Aerodynamik, mit Fragen der Stabilität und der Berechnung und Kon
struktion von Flugzeugen sowie mit Problemen der Meteorologie. Schlink
hat die Flugtechnik als Teilgebiet seines Faches Mechanik verstanden, und er
hat sich bemüht, einen möglichst großen Teil dieses neuen Wissensgebietes
in der Lehre abzudecken.
Schlink gehörte an der TH Braunschweig zu der damals noch kleinen
Gruppe von Hochschullehrern, die aktiv am Zustandekommen einer Koope-
ration zwischen technikwissenschaftlicher Forschung und industrieller Pra-
xis mitwirkten. Er war in Halberstadt nebenamtlicher Dozent an der Mili-
tärfliegerschule und Berater der dortigen Flugzeugfabrik. Bei der Verlegung
der Fliegerersatzabteilung von Köln auf den neuen Militärflugplatz in Braun-
schweig-Broitzem 1917 setzte sich Schlink für eine Verbindung zur TH
Braunschweig ein. Er war Mitglied des Braunschweigischen Vereins für
Luftschifffahrt (BVL) und treibende Kraft für den Bau des Lufthafens
Braunschweig im Aerkeröder Feld, dem Gelände des heutigen Siegfriedvier-
tels, der aber nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs nicht zustande kam. Bei
der Liquidation der zugehörigen Lufthafen Braunschweig GmbH wurden
beträchtliche für die Luftfahrt bestimmte private Finanzmittel wieder frei.
Die Ertragslage der Braunschweiger Industrie war während des 1. Welt-
kriegs infolge umfangreicher Heeresaufträge sehr günstig. In dieser Situa-
tion stellte der Braunschweiger Fabrikant und Ehrendoktor der TH Braun-
schweig Heinrich Büssing (1843 – 1929) am 30. November 1916 der
Hochschule eine Spende in Höhe von 50.000 M für Lehr- und Forschungs-
zwecke in Aussicht, und zwar 20.000 M für ein Automobiltechnisches Insti-
tut und 30.000 M für ein Flugtechnisches Institut. In den folgenden Mona-
ten kamen weitere namhafte Spenden aus der Industrie hinzu. Diese hielten
bis nach dem 1. Weltkrieg an. Darunter befanden sich so spektakuläre Zu-
wendungen wie die vom 19. Dezember 1919 des Luftfahrtpioniers und -fabri-
kanten August Euler (1868 – 1957) in Höhe von 30.000 M. Bereits am
24. April 1917 wurde die „Technisch-Wissenschaftliche Versuchsanstalten
GmbH (TWV)“ gegründet, welche die Errichtung eines Doppelinstituts auf
dem von Büssing gekauften und der Hochschule zur Verfügung gestellten
Gelände auf der Ecke Wodanstraße/Bienroder Weg plante. Der Entwurf für
das Flugtechnische Institut an der Wodanstraße stammt von Schlink. Es
wurde ein riesiger Versuchsraum mit den Abmessungen 29 m x 8 m x 8 m
vorgesehen, in dem später ein Windkanal mit offenem Kreislauf (Bauart Eif-
fel) mit einem Strahldurchmesser von 2 m aufgestellt werden sollte – dies
wäre damals die größte Anlage dieser Art weltweit gewesen. Als erster Bau-
abschnitt wurde das Flugtechnische Institut in Angriff genommen. Um ein
arbeitsfähiges Institut zu erhalten, wurden zu der Versuchshalle ein Hörsaal