Seite 55 - Luftfahrtgeschichte

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MILITÄRISCHE LUFTFAHRT IN BRAUNSCHWEIG
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Ihre Standorte waren: Königsberg, Berlin, Magdeburg, Stettin, Kiel,
Dresden, Breslau, Münster, Hannover, Köln, Frankfurt, Weimar, München,
Stuttgart, Darmstadt und Nürnberg.
Wie man sieht, erhielt Braunschweig kein solches Amt, und auch bei der
Einteilung des Reichsgebiets für die, natürlich streng im Geheimen, neu zu
schaffende Kommando­struktur der geplanten bzw. entstehenden Luftwaffe,
spielte unsere Stadt noch keinerlei Rolle. Zum 1. April 1934 waren zudem als
oberste militärische Befehlsstellen für die im Aufbau befindlichen Verbände
sechs „Luftkreiskommandos“ eingerichtet worden, mit Sitz jeweils in Kö-
nigsberg (I), Berlin (II), Dresden (III), Münster (IV), München (V) und Kiel
(VI). Das Gebiet um Hannover und Braunschweig bis weit östlich von Mag-
deburg gehörte nun zum Luftkreis IV Münster, wo Generalleutnant Hans
Halm (1879 – 1957) als „Präsident“ das „Gehobene (oder auch Höhere) Luft-
amt“, (so die Tarnbezeichnungen) leitete oder besser, kommandierte. Ihre
richtige Bedeutung erhielten diese Führungs­einrichtungen aber erst nach
der am 1. März 1935 stattgefundenen Enttarnung der Luftwaffe, als ihnen
einen Monat später alle in ihren Bereichen liegenden, schon aufgestellten
oder noch im Entstehen begriffenen Einheiten und Verbände ausdrücklich
unterstellt wurden. Die bisherigen „Präsidenten“ führten nun den Titel „Be-
fehlshaber im Luftkreis ...“.
An der geringen Bedeutung Braunschweigs hatte aber weder die Enttar-
nung der Luftwaffe etwas geändert, noch die erneute Änderung der Organi-
sation am 29. August 1935. An diesem Tag waren die seit dem 18. April 1934
bestehenden 16 (zivilen) Luftämter in militärische Luftgaukommandos (Lg.
Kdo) umgewandelt worden, so z. B. auch das in Magdeburg oder in Hanno-
ver. Zum letzteren, das die Nummer 9 trug, gehörte nun auch Braunschweig.
Die Zahl der Luftgaue wurde aber bald verringert. Vom 1. April 1936 gab
es dann vorerst nur noch sechs, die ihren Sitz in Berlin, Dresden, Münster,
Hannover, München und Stuttgart hatten. Diese Luftgaue waren nun in
ihren Bereichen u. a. zuständig für alles, was am Boden für den Betrieb der
Luftwaffenverbände nötig war und wofür heute der Begriff „Logistik“ ver-
wendet wird. Bei jedem von ihnen gab es aber auch weiter ein Luftamt, das
für alle Angelegenheiten der zivilen Luftfahrt zuständig war. Im Konfliktfall
waren den Lg. Kdos aber auch die in ihrem Bereich liegenden Luftverteidi-
gungskräfte, also vor allem die Flakverbände, einsatzmäßig unterstellt.
Braunschweig erhält Bedeutung in der militärischen Luftfahrt
Für das bis dahin völlig vernachlässigte Braunschweig ergab sich im Oktober
1936 eine erstaunliche Aufwertung. Begründet mit einer Vermehrung des
Heeres und der damit verbundenen Aufstellung eines neuen Wehrkreiskom-