Seite 83 - Luftfahrtgeschichte

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DIE BUNDESSTELLE FÜR FLUGUNFALLUNTERSUCHUNG (BFU) IN BRAUNSCHWEIG
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Wright (1871 – 1948), dem Piloten, in Fort Myer ab. Wright überlebte schwer
verletzt. Ursache für den Unfall war ein Propellerbruch.
In Deutschland gehen erste statistische Daten über Flugunfälle bereits auf
das Jahr 1908 zurück. Eine erste bekannte Unfalluntersuchung wurde am
13. Mai 1912 in England veröffentlicht.
Im gleichen Jahr, am 15. März 1912, verunglückte der deutsche Pilot Gus-
tav Witte (1870 – 1912) bei Teltow nahe Berlin tödlich. Die Herstellerfirma
des Flugzeugs, die deutsche „Flugmaschine Wright GmbH“, nahm erstmals
in Deutschland eine ausführliche Untersuchung des Unfalls vor. Die Vorge-
hensweise war der heutigen bereits sehr ähnlich. Bis zu diesem Zeitpunkt
waren Flugunfalluntersuchungen aber eine Sache privater Initiativen.
Schon immer erregten Flugunfälle das besondere Interesse der Öffent-
lichkeit. Die z.T. reißerische Berichterstattung durch die Presse wurde schon
sehr früh in Fliegerkreisen beklagt. Auch heute noch sprechen die Medien
von einer Notlandung, selbst wenn es sich nur um eine wetterbedingte Si-
cherheitslandung handelt. Die Sache hat offensichtlich Tradition.
So trugen dann auch Berichte über „erschütternde Unfälle“ dazu bei, am
20. April 1912 die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) in
Berlin-Adlershof zu gründen. Bemerkenswert ist, dass Deutschland bereits
weniger als 9 Jahre nach dem ersten kontrollierten Motorf lug von Orville
Wright am 17. Dezember 1903 eine solche Institution geschaffen hat. Der
DVL oblag als eine ihrer Aufgaben auch die Untersuchung von Flugun­
fällen.
Die Flugunfalluntersuchung hat somit in Deutschland eine ältere Tradi-
tion als die Luftfahrtverwaltung. Erst am 26. November 1918 wurde das
Reichsluftamt gegründet, dessen Aufgaben bereits 2 Jahre später das Reichs-
verkehrsministerium (RVM) in Berlin direkt übernahm. Flugunfalluntersu-
chung und Luftfahrtverwaltung wurden somit von unterschiedlichen Insti-
tutionen, unabhängig voneinander wahrgenommen.
Während des 1. Weltkrieges wurden Flugunfälle bei der DVL mit der
Zielsetzung untersucht, die Bauvorschriften zu verbessern. Es gab noch kei-
ne spezielle Unfalluntersuchungsabteilung. Auch als die Aufgaben mit der
Entwicklung der zivilen Luftfahrt nach dem Kriege zunahmen, änderte sich
hieran nichts. Erst im Februar 1932 wurde bei der DVL eine Untersuchungs-
stelle für Luftfahrtunfälle geschaffen. Ihr waren 5 regionale Bezirksstellen
zugeordnet, die noch bis 1945 tätig waren.
Mit seiner Gründung in Berlin am 5. Mai 1933 übernahm das Reichsluft-
fahrtministerium (RLM) die Luftfahrtverwaltung vom Reichsverkehrsmi-
nisterium (RVM). Am 22. Juni 1935 wurde die Untersuchungsstelle für Luft-
fahrtunfälle der DVL in das RLM eingegliedert. Die Trennung von
Luftfahrtverwaltung und Flugunfalluntersuchung war damit aufgehoben.
Das sollte sich in Deutschland erst 1998 endgültig ändern.