BERND KRAG
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forschungsanstalt DFVLR (1969) und dem heutigen „Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt“ DLR (1997) zusammen. Diese Strukturmaßnah-
men sorgten aber auch für Veränderungen im Zentrum Braunschweig. Die
Flurbereinigung betraf vor allem die Antriebstechnik. Die Institute für
Triebwerksanlagen und Strahltriebwerke wurden aufgelöst. Die Hinwen-
dung vom europäischen Trägersystem „Europa 1“ zur französischen „Aria-
ne“ brachte auch das Ende der Forschung über chemische Raketenantriebe
mit sich, und dies bedeutete 1978 das „Aus“ für den Versuchsbetrieb in Trau-
en, der einstigen Wirkungsstätte des Pioniers für Staustrahl- und Raketen-
antriebe Prof. Dr. Eugen Sänger (1905 – 1964).
Die verbliebenen Institute des Standortes Braunschweig haben seit den
achtziger und neunziger Jahren in den deutschen Luftfahrtforschungs-Pro-
grammen und den EU-Forschungs-Rahmenprogrammen maßgebend mit-
gewirkt. Die Zusammenarbeit mit der europäischen Luftfahrtindustrie, ins-
besondere mit deren deutschen Partnern, wurde intensiviert, und unter den
europäischen Forschungsanstalten kam es zu einer besonders engen Koope-
ration des DLR mit der französischen ONERA. (Office National d’Études et
de Recherches Aérospatiales).
Auf wehrtechnischem Gebiet beteiligte sich das DLR in den Arbeitsgrup-
pen der AGARD (Advisory Group for Aerospace Research & Development),
in vielen Fällen federführend.
Im Folgenden wird über die wichtigsten Arbeiten der Institute für Flug-
mechanik, Flugführung, Aerodynamik und Flugzeugbau des DFL/DLR-
Forschungsstandorts Braunschweig berichtet.
Das
Institut (M) für Flugmechanik
befasste sich unter der Leitung von
Prof. Blenk zunächst mit der klassischen Flugmechanik (Flugleistungen und
Flugeigenschaften) sowie der Bahnmechanik von Satelliten. Da jedoch die
DFL vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) mit der Prüfung von Luftfahrtgerät,
und zwar Hubschrauber und Rettungssysteme, beauftragt wurde, erfolgte
die wissenschaftliche Anbindung der Prüfabteilung beim Institut für Flug-
mechanik, indem dort Abteilungen für Hubschrauber und Fallschirme ein-
gerichtet wurden.
1971 ging die Institutsleitung an Prof. Dr. Peter Hamel (geb. 1936) über.
Neue Themen, wie die Vertikalstart- und -landetechnik wurden aufgegrif-
fen. Dass senkrecht startende Flugzeuge beim Start von kleinen Flugplätzen
innerhalb der Stadtzentren großen Lärm erzeugen, wurde vom DLR früh-
zeitig erkannt. Das Institut für Flugmechanik begann Untersuchungen zu
lärmzeitoptimalen Transitionsbahnen von VTOL-Flugzeugen. Mit der Ver-
lagerung der Hubschrauberaktivitäten im Jahre 1973 von Stuttgart nach
Braunschweig entwickelte sich das Institut auch zu einem Zentrum der Hub-
schrauberforschung. Für Rettungs- und Bergungssysteme wurde das Institut
zum wichtigsten Ansprechpartner für das BMVg.