Die königlichen Prägungen der Münzstätte Goslar
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Münzstätten im Harz und außerhalb des Harzes im nord- und ost-
sächsischen Raum Münzen dieses Typs herstellten.
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Otto-Adel-
heid-Pfennige wurden unter anderem nachgeahmt in den Münz-
stätten Bernhards I. von Lüneburg (973-1011), Bischof Bernwards
von Hildesheim (993-1022), Bischof Arnulfs von Halberstadt (996-
1023) und der Äbtissin Mathilde von Quedlinburg (966-999).
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Ein Pfennig des Otto-Adelheid-Typs (Abb. 5)
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trägt auf der Vorderseite an Stelle des Kaisernamens
das Wort AMEN. Paul Jonas Meier sah darin – allerdings ohne sicheren Beweis – eine Prägung der
Abtei Gandersheim.
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Viele der Imitationen von Otto-Adelheid-Pfennigen lassen sich keiner ge-
sicherten Prägestätte zuweisen, vor allem die groben Nachahmungen. Noch unter König Heinrich II.
(1002-1024) wurden Otto-Adelheid-Pfennige weitergeprägt, möglicherweise noch bis in die Zeit der
Salier hinein.
2. Die königlichen Prägungen der Münzstätte Goslar
Eine von 42 nachweisbaren Münzstätten der salischen Könige und Kaiser befand sich in Goslar. Wenn
dort die Münzprägung der Salier auch erst unter Heinrich III. (1039-1056) einsetzte, gehörte die
Goslarer Münze dennoch zu den bedeutendsten neben den rheinischen Münzstätten. In vielen Städten,
die schon lange das Münzrecht besaßen, begann unter Heinrich III. die Prägung königlicher Münzen,
das heißt von Münzen mit dem Vorderseitenbild des Königs, so auch in Halberstadt und Hildesheim,
wo bisher die Bischöfe autonome Münzen ausgegeben hatten. Dies deutet auf eine umfassende Neu-
organisation und Reform der Münzprägung im sächsischen Raum hin.
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An seinem 30. Geburtstag, dem 28. Oktober 1047, gründete Heinrich III. in Goslar das Stift St.
Simon und Judas. Die beiden Apostel und Heiligen Simon und Judas sind auf den Goslarer Münzen
der Salierzeit dargestellt. Offenbar wurde gleichzeitig mit der Gründung des Stiftes und dem Ausbau
Goslars zur Kaiserpfalz eine Münzstätte in Betrieb genommen, in der Pfennige im Auftrag des Königs
hergestellt wurden (Abb. 6)
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.
Das Herrscherbild auf der Vorderseite der königlichen Münzen
wurden unter den salischen Kaisern die Regel. Die Prägungen
Heinrichs III. in den Münzstätten Sachsens und Lothringens zeigen
seit seiner Reform alle ein gekröntes Brustbild von vorn. Den
Goslarer Typ der Krone, eine giebelförmige Krone mit seitlich ab-
stehenden Pendi l ien (Abb. 6), verwendete man auch in den
sächsischen Münzstätten Erfurt, Arnstadt, Gittelde, Halberstadt, Hildesheim, Helmarshausen, Stade
und einer weiteren noch nicht lokalisierten. Das Goslarer Rückseitenbild mit Simon und Judas, die
mit dem Nimbus um den Kopf als Heilige gekennzeichnet sind, erscheint sogar auf friesischen Münzen
(siehe unten S. 22) und als Vorderseite in der Münzstätte Remagen am Rhein.
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Ob die königliche Münzstätte in Goslar unter Heinrich III. neu errichtet oder eine alte Münzstätte,
in der Otto-Adelheid-Pfennige geprägt worden waren, wieder in Betrieb genommen wurde, ist nicht
mehr nachweisbar. Trotz der verhältnismäßig späten Einrichtung einer salischen Münzstätte in Goslar
verbreiteten sich die Goslarer Münzen sehr schnell und in großer Zahl im Ostseeraum. Mehr als 2.000
von ihnen wurden in Schweden gefunden. Von der Menge her liegen sie in den dortigen Funden an
fünfter Stelle der deutschen Münzen – hinter den Otto-Adelheid-Pfennigen, den Kölner, Mainzer und
Wormser Prägungen –, was die durchschnittliche Exemplarzahl pro Fund betrifft, sogar an zweiter
Stelle.
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Nach dem Tode Heinrichs III. im Jahre 1056 setzte sich der Aufschwung der Münzprägung in
Sachsen nicht weiter fort. Während zahlreiche königliche Münzstätten aufgegeben wurden, blieb
Goslar auch unter Heinrich IV. ein Zentrum der Münzproduktion. Dort prägte man weiterhin
Abb. 5:
Otto-Adelheid-Pfennig,
Münzstätte Gandersheim?,
nach 983/991. – Silber.
1,20 g. 19mm. – HAUM
Inv.-Nr. 207/1.
Vorderseite:
+
AMEN; Kirchengebäude,
darin schräg gestelltes
Kreuz.
Rückseite:
+
DI GRA
+
REX (= König
von Gottes Gnaden);
Kreuz, in den Winkeln
OTTO.
Abb. 6:
Heinrich III., Pfennig,
Münzstätte Goslar, 1047-
1056. – Silber. 0,96 g.
19mm. – HAUM Inv.-Nr.
213b/1.
Vorderseite:
+
HEINRICVS IMP; gekrön-
tes Brustbild Heinrichs III.
mit seitlich abstehenden
Pendilien von vorn.
Rückseite:
[
+
S S] SIMON S S IVDAS;
Brustbilder der Apostel Si-
mon und Judas von vorn
und nebeneinander.