Seite 48 - Muenzbuch

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Die Zeit der Taler und der Reichsmünzordnungen 1499 – 1617
worden. 1501 hatte man sie allerdings nur in Hildesheim und Hannover geprägt. In Braunschweig
wurden Annengroschen erstmals 1533 ausgegeben. Bis zum Jahre 1542 wurden sie in einer Menge von
insgesamt 53.510 Mark produziert, das heißt in einer Größenordnung von etwa 12 
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Tonnen.
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Die
Annengroschen liefen noch lange um und waren beliebt, da sie ihr Gewicht und ihren Feingehalt
besser als die Mariengroschen bewahrten.
3. Der Übergang zur Großsilbermünze und die Münzprägung zur Zeit
Heinrichs des Jüngeren (1514-1568)
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts blühte der Silberbergbau in Mitteleuropa wieder auf. Mittel-
alterliche Bergwerke, die geschlossen worden waren, wurden erneut in Betrieb genommen, zahlreiche
Silberadern neu entdeckt.
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Insgesamt verfünffachte sich die Silberproduktion in Mitteleuropa
zwischen 1450 und 1540.
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Lange schon wurde eine größere Silberwährung vermisst, die den steigenden
Geldbedarf im Fernhandel zu decken half. Nur zeitweise hatte man sich im niedersächsischen Raum
der Silberbarren bedient (siehe oben S. 82), die sich aber bald als unpraktisch erwiesen. Die erhöhte
Silberproduktion regte dazu an, größere Silbermünzen herzustellen. Bis dahin war der Groschen die
größte Kurantmünze aus Silber.
Im Jahre 1486 wurde von Erzherzog Sigismund von Tirol zum ersten Mal eine fast 32 g schwere
Silbermünze in Hall geprägt, der so genannte Guldiner, der vom Goldwert her einem Gulden ent-
sprach. Ab 1500 stellten die sächsischen Herzöge so genannte ‚Guldengroschen’ im Gewicht von etwas
über 29 g her. Der Name ‚Taler’ für die neuen Großsilbermünzen entstand erst später. Er ist abgeleitet
von Joachimsthal in Böhmen, wo seit etwa 1520 von den Grafen Schlick Guldengroschen geprägt
wurden, die man bald als ‚ Joachimsthaler’, schließlich abgekürzt als ‚Thaler’ bezeichnete. 1528
annektierte der Habsburger Ferdinand I. Joachimsthal, so dass die dortige Münzstätte kaiserlich
wurde. Die Silbergrube von Joachimsthal war ungeheuer reich. Millionen von ‚Joachimsthalern’
wurden ins Reich exportiert, teilweise eingeschmolzen und von den einzelnen Münzherren zu eigenen
Talern umgeprägt. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts beherrschte der Taler den Zahlungsverkehr in
Mitteleuropa.
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Zur Gewinnung des Silbers für die Talerprägung in Joachimsthal benötigten die
Grafen Schlick das Blei des Harzes.
Der Harzbergbau
Seit Mitte des 14. Jahrhunderts hatten die Harzbergwerke nur noch geringe Erträge erbracht.
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Am
Rammelsberg bei Goslar war damals die Förderung von Kupfer, Blei und Silber zum Erliegen ge-
kommen, da die Gruben abgesoffen waren. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts konnten
die technischen Probleme gelöst werden. Man musste sich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert
aber auf die Förderung silberhaltiger Bleierze umstellen, da die bisher überwiegend geförderten Kupfer-
erze zur Neige gingen. Dem Harzbergbau kam aber zugute, dass für das gerade neu entwickelte
Kupfersaigerverfahren, mit dem Silber aus Kupfererzen abgeschieden werden konnte, in großen
Mengen Blei als Lösungsmittel notwendig war. Dadurch wurde in Mitteleuropa Blei ein begehrtes
Metall.
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Aus diesem Grunde suchten auch die Grafen Schlick von Joachimsthal, wo die ersten „Taler“ ge-
prägt wurden, die Zusammenarbeit mit Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfen-
büttel (1514-1568), der über die Gruben im Oberharz gebot und Anspruch auf die Vorkommen im
Rammelsberg bei Goslar erhob. Im Jahre 1524 schickte ihm Graf Stephan Schlick Fachkräfte für den
Ausbau der Bergwerke im Harz und offerierte ihm einen Kredit für die Besitznahme des Bergwerkes
Rammelsberg. Im Gegenzug wünschte er auf bestimmte Zeit die Lieferung sämtlichen Bleies vom