Der Übergang zur Großsilbermünze und die Münzprägung zur Zeit Heinrichs des Jüngeren
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Rammelsberg für die Berg- und Hüttenwerke bei Joachimsthal.
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Im gleichen Jahr 1524 wurde der
Silberabbau im Oberharz bei Wildemann und Zellerfeld wieder aufgenommen. Bei Grund hatte der
Abbau der Erze wohl schon etwas früher eingesetzt.
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Lautenthal und Schulenberg kamen bis 1532 als
Bergwerke Heinrichs des Jüngeren hinzu.
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Laut Teilungsvertrag, den Heinrich der Ältere 1495 mit
seinem Bruder Erich dem Älteren geschlossen hatte, musste allerdings ein Teil der Überschüsse aus
den Bergwerken des Oberharzes an die Linie Calenberg abgetreten werden.
Im 16. Jahrhundert war Blei das wichtigste Metall, das im Harz gefördert wurde, und die Harz-
bergwerke wurden der bedeutendste Bleiproduzent in Deutschland.
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Zusätzlich zum Blei gewann
man aber auch eine beachtliche Menge Silber, das Grundlage für die frühneuzeitliche Münzprägung
im Braunschweiger Land wurde. Denn das im Bergbau gewonnene Silber ging in der Regel an die
Münzschmieden. Seit der Regierungszeit Herzog Heinrichs des Jüngeren stieg die Silberproduktion
im Harz schnell an. Im wolfenbüttelschen Oberharz wurden nach Schätzungen zwischen 1530 und
1534 insgesamt nur ca. 25 kg Brandsilber erzeugt, zwischen 1535 und 1539 ca. 175 kg, zwischen 1540 und
1544 schon ca. 2380 kg und zwischen 1545 und 1549 ca. 3500 kg.
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Silberproduktion im wolfenbüttelschen Oberharz
(nach Henschke 1974, S. 375, Tabelle IV. S. 376, Tabelle VII. S. 380, Tabelle X)
Jahr
1536 1538 1539 1542 1543 1545 1576 1581 1582 1618
Brandsilber (kg) 5
38 122,24 580 654 695 1537,3 1551,42 1721,74 3331,2
Außer in den Bergwerken des Oberharzes gewann man auch im Unterharz, das heißt vor allem am
Rammelsberg bei Goslar, Silber. Dort lag die durchschnittliche Jahresproduktion an Brandsilber in
den Jahren 1543-1547 bei 655 kg, in den Jahren 1575-1579 bei 1140 kg.
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Der Streit Heinrichs des Jüngeren mit Goslar
Seit dem 14. Jahrhundert hatten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg das Bergregal am
Rammelsberg an die Stadt Goslar verpfändet. Im Februar 1527 löste Herzog Heinrich der Jüngere das
Pfand wieder ein und nahm der Stadt Goslar die Berghoheit.
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Besonders wichtig war das Vorkaufs-
recht auf das Silber aus dem Rammelsberg, das der Herzog für sich beanspruchte; denn der Vorkaufs-
preis lag deutlich unter dem Marktpreis. Mit dem Silber konnte er nicht nur die eigene Münz-
produktion steigern, sondern auch durch seinen Weiterverkauf an andere Münzherren hohe Gewinne
erzielen. Auf der Silberförderung aus dem Rammelsberg hatte aber die jahrhundertealte Münzprägung
in der Stadt Goslar beruht. Die Verwendung des Silbers in der stadteigenen Münze und die Lieferung
von Silber an zahlreiche Münzstätten hatten Goslar zeitweise die Vorrangstellung in der nieder-
sächsischen Münzprägung eingetragen.
Der Rat der Stadt Goslar wehrte sich gegen die Ansprüche Herzog Heinrichs des Jüngeren, die
nicht unumstritten waren. Reichskammergericht und Reichstag wurden eingeschaltet. Am 8. Oktober
1530 wurde durch den Reichstag eine Zwangsverwaltung des verhütteten Metalls beschlossen, bis eine
endgültige Entscheidung im Streit zwischen Herzog und Stadt gefällt sei. Alles Silber ging zunächst an
die Sequesterverwaltung und wurde von ihr zu gleichen Teilen an die herzogliche Münze und an die
städtische Münze in Goslar weiterverkauft. Beide Münzstätten sollten Münzen von gleichem Schrot
und Korn prägen.
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Heinrich der Jüngere richtete im folgenden Jahr eine Konkurrenzmünzstätte zur
städtischen Münze von Goslar ein. Diese fürstliche Münzstätte entstand in dem bei Goslar gelegenen
Kloster Riechenberg, das nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) an den Herzog gefallen war.
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Der Text der Urkunde ist erhalten geblieben, nach der am 30. Mai 1531 als erster Münzmeister in
Riechenberg Valentin von Stogkhem (Stöckheim), der früher in dieser Funktion in Halberstadt tätig
gewesen war, eingesetzt wurde.
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