Die letzten Münzen der Stadt Braunschweig
241
Medai l len für das Braunschweiger
Herzogshaus folgten (siehe unten S. 253).
1675, 1676 und 1684 ist Breuer als Münz-
meister in Braunschweig bezeugt. 1675
und 1676 war er den Münzdirektoren
Wagner verantwortlich und am Ertrag
der von ihnen betriebenen Münzstätte
beteiligt. Hier prägte er 1675 und 1676
Münzen im Namen Herzog Rudolph
Augusts und der Stadt Braunschweig.
Er lebte aber offenbar nicht ständig in
Braunschweig; denn gleichzeitig war er
in Wolmirstädt für den Administrator
von Magdeburg, Herzog August von
Sachsen-Weißenfels, tätig.
1679 erwarb Breuer vor den Mauern
Braunschweigs in Rühme auf dem
‚Münzberg’ oberhalb der Oker ein
Grundstück und errichtete dort eine
private Münzstätte, in der er i l legal
Münzen herstellte. Im Jahre 1684 prägte
er wieder für Herzog Rudolph August. Sein Zeichen findet sich auf Mariengroschen, Sechspfennig-
und Vierpfennigstücken.
32
1684 wurde er wegen Münzbetrugs und eigenmächtigen Prägens fremder
Münzen als Münzmeister entlassen und mit 10.000 Talern Strafe belegt. Er hatte der fürstlichen
Kammer die geprägten Summen nicht korrekt angegeben, zudem Phantasiegulden eines ‚Prinzen von
Japonien’ hergestellt und unter anderem nach Russland exportiert. Außerdem hatte er eigenmächtig
mehrere tausend Münzen des Grafen Heinrich II. von Reuss zu Greiz geprägt. Der Graf ließ ihn des-
wegen 1684 in Braunschweig verhaften. Unter der Auf lage, 1.000 Reichstaler als Schadenersatz zu
zahlen und 25 Silbermedaillen an den Grafen Heinrich zu liefern, wurde er wieder freigelassen. 1689
schließlich ließ der Graf das Grundstück Breuers in Rühme zwangsversteigern. Man fand dort alle
Einrichtungen, die zu einer Münzstätte gehörten, Schmiede, Schmelz- und Treibhaus, Salpeterhaus,
Laboratorium, Pochmühle und Kohlenhaus. Möglicherweise ging Breuer anschließend nach Russland.
Er könnte mit dem 1685 in Moskau bezeugten Medailleur „Brauer“ identisch sein. Breuer starb wahr-
scheinlich 1695 in Altona.
Trotz seines bewegten und nicht immer redlichen Lebens gehörte Johann Georg Breuer zu den be-
deutendsten Vertretern der holländisch-norddeutschen Barockmedaille, wie seine Arbeiten zeigen.
Nicht nur für Schweden und Braunschweig schuf er Medaillen, sondern auch für Kurfürst Johann
Georg II. von Sachsen, Herzog Johann Friedrich von Calenberg, Herzog Christian Albrecht von Holstein-
Gottorp, Herzog Friedrich Kasimir von Kurland, Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt, Kurfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg und andere.
Die Zweidritteltaler, Mariengroschen und Doppelschillinge der Jahre 1675-1677
Geprägt werden sollten laut des Vertrages, den Braunschweig 1675 mit den BrüdernWagner geschlossen
hatte, 4-Gute Groschen, 8-Gute Groschen und 16-Gute Groschen, die 1/6, 1/3 bzw. 2/3 Taler ent-
sprachen, da auf den Taler 24 Gute Groschen kamen. Kleinere Geldstücke durften nur nach vorheriger
Bewilligung des Herzogs hergestellt werden. Die zur Prägung vorgesehene Menge Silber war auf 1.000
Mark, das heißt ca. 234 kg pro Woche beschränkt.
33
Das Prägen der Münzen für die Stadt Braunschweig erfolgte in der Münzschmiede in der Schützen-
straße (Abb. 264). Dort war 1675 bei der Neueinrichtung des Münzbetriebes eine Druckmaschine an-
geschafft worden, wohl ein Walzenwerk, mit dem die kleinen Sorten maschinell hergestellt werden
Abb. 264:
Städtische Münze an der
Schützenstraße von Süden,
Kupferstich aus dem Braun-
schweigischen
Schreibcalender von
Johann Georg Beck, 1714.
– Stadtbibliothek Braun-
schweig, Zs II 1184: 4b.