Die Münzen und Medaillen der Herzöge Rudolph August und Anton Ulrich
243
Die Kleinstmünzen der Jahre 1675-1680
Um den Münzbetrieb in Braunschweig mit Gewinn betreiben zu können, war es notwendig, auch
kleinere Münzen geringeren Silbergehalts als Scheidemünzen herzustellen. Darum bat der Unter-
nehmer Lorenz Wagner im Februar 1676, wegen des hohen Si lberpreises und des hohen vor-
geschriebenen Münzfußes, der für die gröberen, das heißt größeren Sorten vorgeschrieben war, auch
Kleingeld prägen zu dürfen.
49
Nur die kleineren Münzen, die zwischen 1676 und 1680 in Braunschweig entstanden, sind aus-
drücklich als ‚braunschweigisches Stadtgeld’ gekennzeichnet, ohne dass sie auf den regierenden Her-
zog hinweisen. Dazu gehören vor allem die Werte von 4 Pfennigen bis zu einem Pfennig, aber auch ein
Groschen, der ‚Guter Groschen’ genannt wurde und 1/24 Taler entsprach.
50
Die Groschen und einige
Dreier tragen den Reichsapfel mit den Wertzahlen 24 bzw. 3. Als Hinweis auf die ausgebende Stadt
Braunschweig wurde gerne ihr Wappentier, der aufgerichtete Löwe, auf die Münze gesetzt oder nur
der große Anfangsbuchstabe B.
Aus dem Jahr 1676 sind 4-Gute Pfennige (Abb. 268)
51
, die auch
‚Matthier’ genannt wurden, Dreier und Zweier bekannt,
52
darunter
als 1/96-Taler gekennzeichnete Stücke, die vom Wert her den Drei-
pfennigstücken entsprachen. Doch auch schon im Jahr 1675 müssen
eine größere Zahl von Kleinmünzen geprägt worden sein. So sollen
allein zwischen 28. Februar und 30. Juni 1675 für 2.405 Mark (ca. 562 kg)
4-Gute Pfennige, für 538 Mark Dreier, für 410 Mark Zweier, für 503
Mark Doppelschillinge und für 416 Mark Gute Groschen hergestellt
worden sein.
53
Diese überlieferten Zahlenangaben zeigen das Über-
gewicht der 4-Guten Pfennige in der Braunschweiger Kleingeld-
prägung. Ein einseitiger Pfennig mit dem Braunschweiger Löwen ist nur aus dem Jahr 1678 bekannt.
54
Die letzte bekannte ‚Stadtmünze’ Braunschweigs ist ein 4
1
/
2
-Pfennig aus dem Jahre 1680 (Abb. 269).
55
Die Prägung mit dem sonderbaren Nominal von 4½ Pfennigen entstand in Folge der Biersteuer, die Her-
zog Rudolph August am 20. September 1680 angeordnet hatte.
56
Für das damals übliche Viertel (¼ Stüb-
chen), etwas weniger als ein Liter, wurde ein halber Pfennig Steuer verlangt. Da man aber keine halben
Pfennigstücke kannte und der Bierpreis von 4 Pfennigen um den neuen Steuerbetrag erhöht werden sollte,
war die Prägung eines 4½-Pfennig-Stückes angebracht (siehe auch unten S. 248 und 259).
Nach 1680 bestand in Braunschweig nur noch die fürstliche Münzstätte, die bis 1860 arbeitete. Wie
zahlreiche andere Städte hatte die Stadt Braunschweig die Prägetätigkeit unter wirtschaftlichem Zwang
und unter dem politischen Druck des Fürsten aufgeben müssen.
57
Die städtische Münze konnte bei
den hohen Silberpreisen kaum noch wirtschaftlich betrieben werden. Nur die Fürsten, die über die
Silbervorkommen des Harzes verfügten, waren dazu in der Lage. Das gleiche Schicksal wie Braun-
schweig teilten auch die meisten anderen Städte im Gebiet der Welfenherzöge, so Einbeck, Hameln,
Hannover, Northeim. Nur in Hildesheim und in der Reichsstadt Goslar wurden noch bis zur Mitte des
18. Jahrhunderts städtische Münzen ausgegeben.
58
2. Die Münzen und Medaillen der Herzöge Rudolph August und Anton Ulrich
Herzog Rudolph August, der als ältester noch lebender Sohn Augusts des Jüngeren dessen Nachfolger
wurde, war in Braunschweig aufgewachsen. Schon bald nach dem Tod des Vaters band Rudolph
August seinen jüngeren Bruder Anton Ulrich in die Regierung ein, machte ihn 1667 zum Statthalter
und 1685 zum Mitregenten. Reskripte, Mandate und Verordnungen sollten von nun an im Namen
beider Brüder erfolgen, wobei eine von beider Unterschriften reichte.
59
Seit 1681 zog sich Rudolph
Abb. 268:
Stadt Braunschweig,
4-Gute Pfennige 1676,
Münzmeister Johann Georg
Breuer. – Silber. 0,80 g.
17mm. – HAUM Inv.-Nr.
648a/4.
Vorderseite:
BRVNSV : STAT : GELT;
aufgerichteter Löwe nach
links unter Krone.
Rückseite: ·
IIII · / GVTE · / PENN /
1676. Oben Münzmeister-
initiale B (Breuer).
Abb. 269:
Stadt Braunschweig,
4½-Pfennige 1680. –
Silber. 0,85 g. 19mm. –
HAUM Inv.-Nr. 648a/8.
Vorderseite:
*
BRAUNSCWEIGISC:; im
Kreis aufgerichteter Löwe
nach links.
Rückseite:
*
STADTGELDT · 1680, im
Feld 4½ / PFEN.