Die Münzen und Medaillen der Herzöge Rudolph August und Anton Ulrich
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Eine Aufstellung aus dem Jahr 1711 zeigt
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, dass die kleinsten Nominale damals sogar nach einem
13-Taler-Fuß hergestellt wurden.
Die bisher im 10-Taler-Fuß geprägten Feinsilbermünzen der Braunschweiger Herzöge aus dem
Harz wurden auf Grund des in Zinna für das Kleingeld festgelegten 10
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/
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-Taler-Fußes überwertig,
wurden dadurch beliebt und gerne akzeptiert. Bei der Einführung des Leipziger Fußes 1690 weigerten
sich die Welfenherzöge, auf die Prägung von Feinsilber zu verzichten.
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Aus dem Silber der Harzer
Bergwerke wurden in der Folgezeit weiter Feinsilbermünzen aus Brandsilber ohne Kupferbeimischung
hergestellt; denn Kupfer stand nur in beschränktem Maße zur Verfügung und musste in anderen
Ländern teuer gekauft werden. Zudem konnte man, wenn das Legieren wegfiel, Arbeitskosten sparen.
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Beim Prägen des weicheren Feinsilbers hielten zudem die Prägestempel länger, was ebenfalls die
Kosten verringerte und die Münzprägung lukrativer machte.
Im Folgenden werden unter der Überschrift ‚Talerprägung’ vor allem die Münzen des Reichssystems
behandelt, unter ‚kleineren Nominalen’ besonders die beiden auf Landesebene existierenden Geld-
systeme.
A. Die Regierungszeit Rudolph Augusts bis 1685
Die Talerprägung
Die Wildemann-Taler
Schon im Jahr 1666, dem Todesjahr Augusts des Jüngeren, erschienen die ersten Taler, die im Namen
Rudolph Augusts geprägt waren (Abb. 270)
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.
Die Devise des neuen
Herzogs Rudolph August lautete
remigio altissimi
(wörtlich über-
setzt „unter dem Ruder des
Höchsten“) und sol lte zeigen,
dass er seine Regierung unter die
Leitung Gottes stellte. Gleich
zeitig waren die Anfangsbuch-
staben seiner Devise, R und A,
auch die Initialen seines eigenen
Namens. Fast jährlich von 1666
bis 1685, ausgenommen in den Jahren 1672 und 1677, wurden Wildemann-Taler im Namen Rudolph
Augusts geprägt,
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bis 1671 mit den Zeichen des Münzmeisters Henning Schlüter, der seit Zeiten Fried-
rich Ulrichs für die Ausmünzung des Harzsilbers verantwortlich war. Dann, von 1673 bis 1675, hinter-
ließ der neue Münzmeister der Kommunionmünzstätte Julius Philipp Eisendraht
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, zuvor als Wardein
an der Münzstätte Clausthal tätig, seine Initialen IPE auf den Stücken. Nachdem Julius Philipp Eisen-
draht 1675 gestorben war, signierte ab 1676 der Münzmeister Rudolf Bornemann mit seinen Initialen
RB. Nur selten geprägt wurden halbe Taler (in den Jahren 1667 und 1669), Vierteltaler (1673 und 1684)
und Achteltaler (1675) dieses Typs.
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Die Taler auf die Eroberung Braunschweigs
Am 12. Juni 1671 endete die Unabhängigkeit der Stadt Braunschweig, als die Stadt nach einem ge-
meinsamen Angriff der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg kapitulieren musste. Diese Gelegenheit
nutzte der Sieger und neue Herr über Braunschweig, Herzog Rudolph August, um den Erfolg durch
die Prägung von Silberstücken in Talergröße zu feiern (Abb. 271).
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Abb. 270:
Braunschweig-Wolfen-
büttel, Rudolph August,
Taler 1666, Münzmeister
Henning Schlüter. – Silber.
28,70 g. 46mm. –
NORD/LB Inv.-Nr. 5070.
Vorderseite:
RUDOLPH · AUGUSTUS ·
D : G · DUX BRUNS: ET
LUNÆ ·; fünffach
behelmter elffeldiger
Wappenschild Lüneburg,
Braunschweig, Eberstein,
Homburg, Ober-Diepholz,
Lohra, Hoya-Bruchhausen,
Unter-Diepholz, Hohnstein-
Lutterberg, Klettenberg,
Blankenburg-Reinstein.
Rückseite:
REMIGIO ALTISSIMI ·
ANNO · 1666; Wilder Mann
hält mit beiden Händen
Tanne auf seiner linken
Seite. Oben links Münz-
meisterinitialen HS.