12
Italien. Beispielgebend war die Rom-Vedute. Schon im 17. und 18. Jahr-
hundert entstanden ganze Folgen römischer Veduten.
Eng verbunden mit dem Graf ikvertrieb entwickelte sich eine Art
„Andenken-Industrie“. Giovanni Antonio Canale genannt Canaletto
(1697–1768), hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Vedutenmale-
rei ihre größte Blüte im Venedig des 18. Jahrhunderts erlebte.
In Canalettos Veduten kamen verschiedene, nicht immer auseinander
zu haltende Gestaltungsprinzipien zum Tragen; rationale Wirklichkeits-
erfassung und topograf ische Genauigkeit lassen sich ebenso in seinem
Werk f inden wie architektonische Fantasien.
Während Giovanni Antonio Canale überwiegend in Venedig (Abb. 5)
und London tätig war, wurde sein Schüler und Neffe Bernardo
Belotto, genannt Canaletto (1721–1780), nach verschiedenen Reisen
durch Italien Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II.
Seine Veduten von Dresden, Pirna und Königsstein sind eine Weiter-
entwicklung des in Italien gewonnenen, naturgetreuen Stils. So akzen-
tuieren die großen Panorama- und Detailansichten von Dresden
raumbildende Elemente durch den Einsatz von Linear- und Luftpers-
pektive sowie durch Kontrastierung von Licht und Schatten. (Abb. 6)
Das erste „veritable Halbrundpanorama“
15
stammt schon 1647 von
Wenzel Hollar: „London vom Turm der St. Saviour’s Church.“
16
Im
18. Jahrhundert sollte der italienische Radierer und Vedutenstecher
15 Weber 1993, S. 22.
16 Radierung, Kupferstich von 6 Platten, 46,2 x 235,2 cm, vgl. Weber 1993, S. 22f.
sowie S. 26.
Abb. 5 Joseph Wagner nach Giovanni Antonio Canale: Veduta del Prospetto della
Chiesa di S. Giorgio Maggiore, Radierung, Braunschweig, Herzog Anton
Ulrich-Museum, Inv. Nr. JWagner AB 2.154
Abb. 6 Bernardo Belotto (gen. Canaletto): Vue de Pont de Dresde sur l‘Elbe avec la
par t Laterale de l‘Eglise, Radierung, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Mu-
seum, Inv. Nr. B. Belotto AB 1.9