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Giuseppe Vasi (1710–1782) eine aus zwölf großen Blättern zusammen-
gesetzte, einen Halbkreis umfassende Ansicht Roms erstellen, die die
Stadt vom Gianicolo aus darstellt. (Abb. 7)
Unmittelbare Vorläufer des Erf inders von Panoramen, Robert Barker,
waren schließlich Thomas Hearne (1744–1817) und Georg Barret
d. Ä. (1728 oder 32–1784). Während der Engländer Hearne 1777 eine
Skizze des Sees Derwent Water in der Länge von 6,1 Meter für
George Beaumonts Bankettsaal anfertigte, die allerdings nicht zur
Ausführung gelangte, schuf der Ire Barret d. Ä. 1781 auf den Wänden
eines Saales in John Lockes Landsitz Nobury Park einen panoramati-
schen Blick über den Lake District.
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Das Panorama
Als Erf inder des Panoramas gilt Robert Barker (1739–1806). Im Jahr
1787 stellte der irische Portraitmaler dem Direktor der Londoner
Kunstakademie Josua Reynolds eine Ansicht Edinburghs vom Carlton
Hill aus gesehen vor. Barker hatte die Stadtansicht mit Einzelskizzen
17 Vgl. Turner 1996, S. 18.
vorbereitetet, die er dann zusammengesetzt auf die Leinwand über-
trug und als rahmenloses Halbrund aufstellte. Diese in vielerlei Bezie-
hungen innovative Stadtansicht missf iel Reynolds, sah er doch in der
Methode der perspektivischen Addition keine Zukunft. Barker ließ sich
von der Idee einer Rundsicht auf eine Stadt nicht abbringen und unbe-
eindruckt von dieser Ablehnung reichte er sein Verfahren als Patent
ein.
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Nunmehr fertigte er eine neue Ansicht von Edinburgh an, welche die
Stadt als Vollrundbild darstellte und eine Betrachtung vom Mittelpunkt
aus erforderte. Doch diese neuartige Darstellungsform fand nur
mäßigen Zuspruch. Daraufhin entschloss sich Barker, ein anderes
Motiv zu wählen. Ein 137,5 m² großes, als Halbrund aufgestelltes
London-Panorama gewährte einen weiten Blick vom Dach der Albion
Steam Flour Mills nahe der Blackfriars-Bridge auf die Themse und die
alljährlich stattf indende Prozession des Lord Mayors. Dies brachte
endlich den lang ersehnten Erfolg.
Bereits in seinem Patent hatte Barker den Aufbau einer festen
Rotunde ausführlich beschrieben. Von der Lichtführung im Inneren des
Gebäudes, über die Form des Daches und des Eingangs für die Besu-
cher bis hin zur Position des Betrachters und der Anbringung der auf
Leinwand gemalten Rundbilder war die Konstruktion bis ins Detail
erläutert.
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Der Erfolg der Londoner Ansicht, die übrigens im Laufe
der Ausstellung zu einem Vollrund erweitert wurde,
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versetzte
Barker in die Lage, gemeinsam mit weiteren Geldgebern das erste
feste Panoramagebäude nach den Plänen des Patents zu errichten.
Für die Ecke Leicester Place / Crambourne Street in London entwarf
der Architekt Robert Mitchell schließlich ein aus zwei übereinander
18 Während Heinz Buddemeier anmerkt, dass Barker sich sein Verfahren unter dem
Namen „Panorama“ patentieren ließ (Buddemeier 1970, S. 15, Übersetzung des
Patents: S. 163f.), wurde der Begriff Panorama dem Patent allerdings erst später
durch einen Vermerk hinzufügt. Barker selbst reichte das Patent unter der Be-
zeichnung „la nature à coup d’œil“ ein, vgl. Oettermann 1980, S. 7.
19 Vgl. Buddemeier 1970, S. 163f.
20 Vgl. Oettermann 1980, S. 79.
Abb. 7 Giuseppe Vasi: Prospetto dell‘alma città di Roma, 1765, Radierung, gedruckt
von 12 Platten, Papier auf Leinwand aufgezogen, 107 x 259 cm, Braunschweig,
Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv Nr. G. Vasi AB 1.1