76
Anmerkungen
Frage der ursprünglichen Funktion des Stücks wird bis
heute kontrovers diskutiert. Insbesondere Kroos 1970
(wie Anm. 71), 38 und Kat.-Nr. 55, spricht sich gegen
diese Deutung als einstiges Antependium aus und
entkräftet die Fink´sche These u.a. damit, als sie
hervorhebt, dass „... der linke Seitenbehang aus
demselben Stoffstück wie der Hauptteil (besteht) – der
rechte ist, wie sehr häufig bei großen Stickereien,
angesetzt ...“ (ebda., Anm. 117), eine Meinung, der sich
seither die meisten Stimmen angeschlossen haben. In
Auswahl: von Wilckens 1972 (wie Anm. 86), 310; Reiner
Haussherr, in: Kunstchronik 25, 1972 (Rezension von
Kroos 1970, wie Anm. 71), 62-73, hier: 65f.; Römer 1982
(wie Anm. 51), Kat.-Nr. 2; Eisermann 1996 (wie Anm.
80), 232 mit Anm. 2 (auch aus epigraphischer Sicht), der
allerdings zu Recht darauf hinweist, dass
beide
Seitenteile
angenäht waren (vgl. Anm. 100); AK Essen/Bonn 2005
(wie Anm. 23), Kat.-Nr. 83 (M. Wolfson), hält hingegen
wieder eine ursprüngliche Verwendung als Altarbehang
für wahrscheinlich.
95
Schuette/Müller-Christensen 1963 (wie Anm. 87), 18f.
96
Kroos 1970 (wie Anm. 71), 35, 38.
97
Technische Ausführung, Detailreichtum und künst-
lerischer Charakter des Stücks werden ausführlich
beschrieben bei: Fink 1959 (wie Anm. 94), 172; Kroos
1970 (wie Anm. 71), 38, Anm. 115; Römer 1982 (wie
Anm. 51), Kat.-Nr. 2.
98
Ob die einfache Materialwahl auf eine Visitation des
Stifts im Jahr 1240 zurückzuführen ist, dessen Bericht
eben jene bei der Herstellung von (Gebrauchs-)
Textilien anmahnt, scheint möglich: Fink 1959 (wie
Anm. 94), 176-178; Taddey 1966 (wie Anm. 93), 55f.;
Eisermann 1996 (wie Anm. 80), 236 und Anm. 33
(Übersetzung): „Weiterhin ordnen wir an ..., dass sie
keine farbigen Decken haben und keinerlei weltliche
Kleinode herstellen sollen, die irgendeine Nichtigkeit
oder Leichtfertigkeit zeigen, sondern sie sollen einfache
Dinge aus Leinen herstellen, die sowohl denen nützlich
sind, die sie erhalten, als auch die fromme Gesinnung
jener empfehlen und sichtbar machen, die sie hergestellt
haben. Sie sollen (auch) keine Handschuhe besitzen.“
– In der Anwendung der überaus raffinierten Stick-
techniken bei gleichzeitiger Beachtung der Visitations-
anweisung, lediglich Leinen zu verwenden, kann man
mit Fink 1959 (wie Anm. 94), 278, durchaus eine
charmante, sehr diskrete Unterlaufung der asketischen
Forderungen sehen.
99
Durch die schwarze Konturierung und Binnenzeich-
nung der Gewänder war der ursprüngliche Charakter
der Figurenbildung weitaus graphischer als heute. Die
einst schwarzen Haare der genannten Heiligen setzten
nochmals einen klareren Akzent. – Die häufig zu
beobachtende Zersetzung schwarzer Partien geht auf
die Verwendung eisensulfathaltiger Farbstoffe zurück:
Römer 1982 (wie Anm. 51), Kat.-Nr. 2.
100
Auch einzelne Teile wurden vom Hauptstück und dem
modernen Stützgewebe getrennt: die rechte Inschriften-
leiste sowie die linke, die „ebenfalls abgeschnitten und
in sechs einzelne Teile zerstückelt worden (war)“:
Restaurierungsbericht vom Oktober 1991. Zudem war
ein Loch im Gewebe durch Flicken unterlegt, die
ebenfalls abgetrennt wurden.
101
Die vielfachen Flecken sind etwa auf der Schwarz-
Weiß-Aufnahme bei Römer 1982 (wie Anm. 51), 13,
noch deutlich zu erkennen.
102
Ida-Christine Riggert, Die Lüneburger Frauenklöster
variiert: Reinstein bei Meier gegenüber Regenstein bei
Kroos 1970 (wie Anm. 71), 51; Warberg bei Meier und
Römer 1982 (wie Anm. 51), Kat.-Nr. 3, gegenüber
Werberg bei Kroos. Everstein bei Meier und Kroos
gegenüber Eberstein bei Römer. Bei Kroos 1970 (wie
Anm. 71), 51, auch eine genealogische Übersicht. –
Hinzu kommen Wappen der von Wanzleben als Ver-
bindungsstücke auf den Adlerborten. Kroos 1970 (wie
Anm. 71), 53 mit Anm. 370, bringt zwei St. Marien-
berger Urkunden vom Anfang des 14. Jahrhunderts bei,
die eine Beziehung der Familie zum Stift belegen.
89
Kroos 1970 (wie Anm. 71), 51f. Die Urkundentexte bei
Jarck 1998 (wie Anm. 2), Schreibweise der fraglichen
Familiennamen dort: Everstein, Regenstein, Warberg.
– Die Familie von Warberg war auch im 14. Jahrhun-
dert noch eng mit dem Stift verbunden: Die 1358
verstorbene Sophia v. Warberg war Konventualin in
St. Marienberg, ihr vorzüglich gearbeiteter Grabstein
hat sich im Kreuzgang erhalten (darauf die Wappen der
von Warberg und der von Everstein). Schöne Farbab-
bildung bei Lutz 2005 (wie Anm. 31), 19. Zwischen 1374
und 1380 war mit Konrad v. Warberg ein Mitglied dieser
Familie hier Propst: Lutz 1996 (wie Anm. 2), 30f. – Wei-
tere Belege für Priorinnen oder Konventualinnen aus
diesen Familien: Strauß 1983 (wie Anm. 2), 159f.,
170-184.
90
Kroos 1970 (wie Anm. 71), 52.
91
Bei Münchhausen ist die Zusammengehörigkeit der
einzelnen Stücke noch unklar: Münchhausen 1874
(wie Anm. 73), 11-18; Meier 1896/Neudruck 1978 (wie
Anm. 28), 46f.; Kroos 1970 (wie Anm. 71), 77f. und
Kat.-Nr. 57; Römer 1982 (wie Anm. 51), Kat.-Nr. 4
(hier beide Margaretenbehänge als Hungertücher
bezeichnet). – Zu den anderen vier Stücken: Kroos
1970 (wie Anm. 71), Kat.-Nr. 8, 10, 25, 62.
92
Diese – wie die folgende Inschrift – zitiert nach:
Eisermann 1996 (wie Anm. 80), 233. Dort (233-238)
auch alle anderen Inschriften des Stücks und ausführ-
liche Erklärungen zu den Beinamen und deren z.T.
frühe Nachweise in Hymnentexten.
93
Eisermann 1996 (wie Anm. 80), 228, 235; Streich 1986
(wie Anm. 20), 72. Grundlegend: Gerhard Taddey, Das
Kloster Heiningen von der Gründung bis zur Auf-
hebung (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts
für Geschichte 14/Studien zur Germania Sacra 4),
Göttingen 1966. Interessante Aspekte zum Stifter-
gedenken (Memoria) auf Textilien: Heide Wunder,
„Gewirkte Geschichte“: Gedenken und „Handarbeit“.
Überlegungen zum Tradieren von Geschichte im
Mittelalter und zu seinem Wandel am Beginn der
Neuzeit, in: Joachim Heinzle (Hg.), Modernes
Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche,
Frankfurt/Leipzig 1994, 324-354, bes. 324ff., 333-346.
94
August Fink, Das weiße Antependium aus Kloster
Heiningen, in: Jahrbuch der Berliner Museen 1, 1959,
168-178, hält die Seitenstreifen für sekundär, aber schon
kurz nach der Entstehung der Decke angefügt. Damit
wäre das Stück eigentlich als Antependium konzipiert
worden, und dessen Zweitverwendung als Altartuch auf
„eine ernsthafte Beschädigung“ und dadurch notwendig
gewordene Umarbeitung zurückgegangen (ebda., 176).
Als Beweis für seine These gilt ihm die Beobachtung,
dass Nähte zwischen dem Hauptstück und den seitlichen
Inschriftenleisten verlaufen, an die ein schmales Stück
der Hauptdarstellung angefügt wurde. An diesen
Nahtkanten erkennt er die alten Seitenränder. – Die
Paramenten_Inhalt_neu.indd 76
13.11.2008 7:46: