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reißen und ließ es zurück gegen das Holz fallen. Auf
der anderen Seite Schritte; die Haustür wurde geöff-
net, das herausströmende Licht ließ Wichtelmann
für einen kurzen Moment einen langen, dünnen
Schatten wachsen, den er hinter sich her in den war-
men Flur zog.
Der Eingetretene blinzelte in die ungewohnte
Helligkeit; ein Schalter wurde betätigt, nun war das
Licht wieder festlich sanft und umgab eine dunkle
Gestalt wie ein Strahlenkranz: „Frohe Weihnach-
ten!“, sagte der Schatten, dessen Haare in zwanzig
Zentimeter langen Stacheln vom Kopf abstanden.
Wichtelmann blinzelte erneut und murmelte etwas,
das wohl „Frohes Fest!“ heißen sollte.
Ein kurzes, verlegenes Schweigen entstand, wurde
beendet vom Aufleuchten vieler kleiner roter und
grüner Glühbirnen, die der stachlige Schatten an
einer mehrlagigen Kabelkette um den Hals trug.
Eine Stimme aus der Tiefe des Hauses rief: „Ich
glaube, ich hab’s jetzt!“
„Das merke ich!“, rief der Stachlige zurück, wäh-
rend er das farbige Blinken aus seinem Gesichtsfeld
entfernte. Dann wandte er sich wieder Wichtelmann
zu, verdrehte die kajalumrandeten Augen, sagte et-
was wie „Stromspastis!“ und „Komm doch rein!“,
ehe er, zu Boden gezogen von einem Paar schwerer
Schnürstiefel, voraus ins Wohnzimmer schlurfte,
immer der bunten Lichterkette nach. Wichtelmann
folgte ihm.
In einer Ecke des Raumes: ein Tannenbaum, bela-
den mit altmodischem, offensichtlich geerbtem
Schmuck, blinde, wachsbekleckerte Silberkugeln,