Seite 38 - Raabe_inspiriert

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marschieren. Die Aussicht befreite meinen Kopf
und die Luft meine Atemwege.
Nach dem Abendessen ging ich im Inseldorf in
die Kneipe „Schwarze Galeere“. Die Gäste schienen
ausschließlich Einheimische zu sein und musterten
mich distanziert.
Ich setzte mich in die Mitte des Lokals an einen
Tisch, über dem ein Walskelett hing.
„Was darf es sein?“, fragte eine zierliche blonde
Frau, die etwa zwanzig Jahre alt war. Nach meiner
Antwort ging sie zum Tresen und unterbrach den
Zapfer bei seiner Arbeit:
„Vater, ein Pils für den Herrn.“ Ein fast gefülltes
Glas erhielt durch einen kräftigen Schuss aus dem
Zapfhahn seine Bierblume. Der Mann reichte es sei-
ner Tochter:
„Hier, Myga, das Pils für den Herrn.“
Sie stellte mir das Bier auf den Tisch. Ich trank
einen Schluck und holte mein Notizbuch aus der
schwarzen Jacke, die ich über die Lehne meines
Stuhls gelegt hatte. Ich betrachtete die Skizzen, die
ich nachmittags am Strand angefertigt hatte, und
vollendete alle Details, die ich in den Zeichnungen
nur angedeutet, mir aber sehr gut gemerkt hatte.
Drei Pils später spürte ich jemanden hinter mir
und drehte mich um:
„Sie sind Künstler?“, fragte mich ein schwarz-haa-
riger Mann mit braungebrannter Haut und der Sta-
tur eines Basketballspielers.
„Nein, das ist ein Hobby von mir.“
„Und wovon leben sie?“, fragte er recht neugierig,
wie ich fand.