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Prustend schob Giovanni seine Tauchermaske
von seinem runden Gesicht zurück und murmelte:
„Ich hätte es sowieso nicht eine Minute länger im
Wasser ausgehalten. Ich bin halb erfroren. Wie hal-
tet ihr Nordeuropäer das nur aus?“
„Alles Gewohnheit“, meinte Jan grinsend. „Im
Moment ist das Meer doch warm. Wir haben Som-
mer.“ Giovanni stöhnte: „Als wir vor Neapel nach
römischen Galeeren getaucht sind, war das Wasser
25 Grad warm.“
„Jetzt weiß ich, warum du nicht an unserer Suche
nach Wikingerschiffen in den Fjorden vor Bergen
teilgenommen hast“, neckte ihn seine blonde, mol-
lige Kollegin Svantje aus Norwegen.
Die archäologische Tauchkampagne zur Suche
nach Wracks in der Westerschelde war ein Gemein-
schaftsprojekt mehrerer Universitäten aus verschie-
denen Ländern, an dem Wissenschaftler und Stu-
denten aus aller Welt teilnahmen.
Die Suche verlief erfolgreich. Schon am zweiten
Tag waren die Taucher auf erstaunlich gut erhaltene
Überreste eines Wracks gestoßen, das einige myste-
riöse Besonderheiten wie Ruder und Bänke aufwies,
die sie bei einem einheimischen Schiff nicht erwar-
tet hätten. Sie hatten begonnen es systematisch frei-
zulegen und kleinere Gegenstände zu bergen, aber
trotz zahlreicher schriftlicher Quellen hatten die
Forscher noch keinen Hinweis auf den Namen des
Schiffes gefunden.
Diego betrachtete die Gegenstände, die sie dieses
Mal mit heraufgebracht hatten, genauer. „Das sieht
interessant aus. Ich sollte es gleich zu Marike ins La-