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bor bringen.“ Auf dem Schiff war ein kleines Labor
für die ersten vorläufigen Untersuchungen durch
Marike von der Universität Antwerpen eingerichtet
worden. „Du bist auffällig eifrig dabei, Gründe zu
finden, um dich bei Marike im Labor herumzudrü-
cken“, frotzelte Giovanni. „Neidisch?“ Diego grins-
te nur.
Unter Deck, in dem mit Analysegeräten vollge-
stopften Labor, hob Marike den Kopf von ihrem
Mikroskop und runzelte die Stirn. „Merkwürdig“,
murmelte sie und schob sich geistesabwesend ein
paar widerspenstige Locken hinter die Ohren, da
sich ihr langer Zopf allmählich auflöste. „Was ist
merkwürdig?“, fragte Diego von der Tür her und
trug die Fundstücke des Tages herein. Er hatte sich
umgezogen, aber seine schwarzen Haare waren noch
nass und zerzaust.
„Ich habe mehrere Holzproben des Wracks unter-
sucht. Alle weisen Reste von schwarzer Farbe oder
Beschichtung auf “, erklärte Marike.
„Ist das nicht normal für Schiffe in der Nord- und
Ostsee seit dem frühen Mittelalter“, antwortete Kat-
rin, eine rothaarige Studentin aus Berlin, die am
Nachbartisch mit Behältern mit Konservierungs-
flüssigkeit hantierte. „Die Anrainer der nördlichen
Meere pflegten ihre Schiffe mit einem Teeranstrich
gegen Fäulnis und Würmer zu schützen, wodurch
die Rümpfe schwarz wirkten. Im Mittelmeer be-
nutzte man Kalk, sodass die Planken weiß aussa-
hen.“
„Das stimmt, aber hier habe ich eine Holzprobe
von einem Teil der Kajüte. Daran befanden sich