Seite 48 - Raabe_inspiriert

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noch Beschläge von einer Türangel und auch dieses
Holz ist schwarz. Dabei pflegte man die Aufbauten
in früheren Jahrhunderten bunt zu bemalen, teils
sogar mit Blattgold zu verzieren“, stellte Marike
fest.
„Aber hätte man solchen Aufwand auch bei einem
Kriegsschiff betrieben?“, wandte Katrin ein. „Denkt
an die sorgfältig gearbeiteten, damals sehr teuren
Bronzekanonen, die wir gefunden haben. Ich bin
der Meinung, es handelte sich um ein Kriegsschiff.“
„Auch die Ostindische Kompanie hatte viele stark
bestückte Handelsschiffe“, erinnerte Jan und zwäng-
te sich zu ihnen in das enge Labor. „Europa befand
sich fast pausenlos im Krieg.“
„Was meint ihr, warum dieses Schiff gesunken
ist?“, fragte Diego. „Ich denke nicht, dass es ver-
senkt wurde. Zwar gibt es Anzeichen für Schäden
durch Beschuss, aber alle wurden sorgfältig repa-
riert“, berichtete Marike.
„Dieses Schiff sank entweder in einem Sturm oder
es wurde nicht mehr benötigt, auf Reede gelegt und
vergessen, bis es allmählich verrottete und unter-
ging“, meinte Jan.
Marike deutete auf ein Holzteil, das in einem
Bottich mit Konservierungsflüssigkeit lag. „Ich den-
ke übrigens nicht, dass es ein Kriegsschiff war. Die-
se Aussparung in den Planken der Reling war keine
Geschützpforte, dazu ist sie zu klein. Nach meiner
Meinung ist das eine Aussparung für Ruder.“
„Aber das Wrack ist ein richtiges Schiff, kein Ru-
derboot, dazu ist es viel zu groß“, protestierte Ri-
chard, der drahtige, fast dürre Unterwasserfotograf