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nie und nimmer für eine eigene Wohnung reichen
würde. Ich war echt bereit, sie zu unterstützen, mehr
als einmal hab‘ ich ihr angeboten, dass wir zusam-
menziehen. Sie hat sich glatt geweigert — obwohl ich
doch sowieso die meiste Zeit nicht da gewesen wäre.
Klar, dass auch ich zu denen gehört habe, die
rumgewundert haben, ob ihre Braut sich womög-
lich mit einem andern vergnügt. Klar, dass auch ich
zusammen mit einigen von unseren Jungs und den
Franzosen in diese Bar gegangen bin, wo es echte
Rassefrauen gibt, die sich einem geradezu an den
Hals werfen. Super Weiber — aber die Gelegenhei-
ten zum Landgang sind selten, und wenn man da
festhängt, die meiste Zeit auf dem Schiff mit ande-
ren Kerlen zusammengepfercht — da braucht ein
Mann nun mal ein bisschen Abwechslung. Das ist
doch keine Untreue!
Die meisten von uns waren wohl scharf auf das
zusätzliche Geld — aber nicht wenige auch auf das
Abenteuer. Klar, Piratenjagd — das klingt verlockend,
sogar nach Heldentum. Davon hatte ich dann zum
Schluss sogar mehr als genug. Wenn ich daran zu-
rückdenke, an die Befreiung eines Frachtdampfers
aus Piratengewalt: Da kann ich richtig stolz auf
mich sein. Aber ich bin ein verletzter Held, zur Zeit
nicht diensttauglich. Wenn es mich wenigstens in
einem richtigen Kampf erwischt hätte! Ausgerech-
net so ein dämlicher Querschläger war es, der mich
an der Schulter erwischt hat.
Ich finde, wenn Mira sich schon für so einen so-
zialen Beruf entschieden hat — könnte sie da nicht
ein bisschen mehr Verständnis für mich haben? Ob-