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Elisabeth Posner
Fabrikleben im 21. Jahrhundert
An einem heißen Sommertag sitzen zwei Freundin-
nen auf der Treppe vorm Eingang der Stadtbiblio-
thek. Zwischen ihnen steht eine große Tasche mit
vielen Büchern. Ein Junge springt die Stufen hin-
unter und spöttelt: „Ihr seid tolle Leseratten, was
habt ihr euch da denn ausgeliehen?“ Er greift sich
ein Buch heraus: „... den Wilhelm Raabe? Gibt
spannendere Romanschreiber!“ Dann wirft er das
Buch in die Tasche zurück, „Na denn viel Vergnü-
gen!“, und weg ist er.
Elke schaut versonnen in das rege Treiben auf
dem Schlossplatz. Anke fragt: „Hast du schon viel
von ihm gelesen? Ich nur in der Schule. Und fand
seine Sprache nicht mehr zeitgemäß, eher umständ-
lich und mit vielen Anspielungen an die Bibel und
an die griechische und römische Zeit gespickt.“ Elke
lacht: „Mir geht es ähnlich. Im Kleinen Haus gab es
vor Jahren „Der Afrikaner“. Für die Bühne hatte ein
Braunschweiger Autor den Roman „Abu Telfan“
von Raabe umgeschrieben. Das hat mich neugierig
gemacht. Ich habe einige Erzählungen gelesen. Be-
geistert haben sie mich nicht.“
In ihrer WG angekommen, teilen sie sich die Bän-
de auf. Anke erklärt, sie habe keine Lust, sich damit
zu beschäftigen. Elke durchsucht eifrig Raabes Wer-