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Aber wir mussten doch, Marta. Meine Mühle, die
Mühle, die von meinem Großvater über meinen
Vater auf mich gekommen war. Unser Zentrum,
unser Ort im Leben, unser rechtmäßiger Ort. Die
Bühne unseres Leben und Schicksals. Statt Mühle
nun Windpark. Das Land hier ist einfach wie ge-
schaffen für die Windkraft. Wir konnten uns doch
nicht dem technischen Fortschritt in den Weg stel-
len. Das hatten wir schon über hundert Jahre getan,
das ging doch so nicht weiter. Wir waren doch
schon von einer Pleite in die nächste geschlittert.
Marta schüttelte immer den Kopf. Nein, nein, nein.
Was ist schon eine Pleite, machst du was Neues.
Statt Pleite kam die Katastrophe, und das war wirk-
lich schlimm.
Drittes Schlaglicht
Marta war morgens immer zum Bäcker Krause ge-
gangen und hatte Brötchen geschmiert, mit Käse,
Schinken, Ei und einem Salatblatt, einer Gurken-
und einer Tomatenscheibe. Sie stand in einer klei-
nen Küche und konnte auf den Tresen blicken, wo
Frau Krause die Brötchen verkaufte. Drei bis vier
Stunden schmierte Marta. Sie sah und hörte die
Dorfbewohner, die sie nicht sahen, sondern nur mit
Frau Krause sprachen. Frau Krause war eine freund-
liche Frau, aber geizig. Sie rundete Martas Stunden
immer großzügig ab. Marta ärgerte sich darüber,
aber nur anfangs, dann betrieb sie Mundraub und
brach hier eine Ecke Käse ab, ließ dort eine Scheibe
Wurst mitgehen, einige Tomaten, Gurkenscheiben,
sie war sehr geschickt in diesen Dingen und irgend-