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Welt, aus der Kafka kam, entfloh und doch niemals
entrinnen konnte.
Um endlich auszuruhen, betrat er den alten jüdi-
schen Friedhof, ein eigenartiges Stein- und Geröll-
gelände, das von hohen Bäumen, ein paar Büschen
und allerlei Wildlingen bestanden war. Er setzte sich
mitten hinein auf eine Steinstufe und lauschte auf
seinen Atem, als ob der ihm eine Antwort auf seine
Ratlosigkeit hätte geben können.
Die Toten, so dachte Alexander mürrisch, haben
alle diese Bäume, Sträucher und wilden Pflanzen er-
nährt, als wären sie zu nichts anderem da.
Dann sah er auf die dicht beieinander stehenden
schiefen braunen Grabmäler mit ihrer fremden
Schrift, die niemand lesen kann, der hier nur zu Be-
such ist.
Sie erzählen mir etwas, flüsterte er sich zu, was
längst tot ist, zweihundert oder sogar fünfhundert
Jahre schon. Und doch stehen sie immer noch an
ihrem Platz und wiederholen ihre uralten unver-
ständlichen Märchen.
Früher, noch vor hundertfünfzig Jahren, war das
alles tief versteckt im alten Prag, aber heute gehen
Menschen aus aller Welt hier herum und fotografie-
ren und der Verkehr lärmt unverschämt herüber.
Die Toten haben keine Ruhe mehr. Aber sie sind ja
tot und alles ist ihnen gleichgültig, nur mich rührt
es unheimlich an.
Er stellte sich vor, wie die Toten da unten lagen,
tief in der Erde unter den Steinen. Er stellte es sich
ganz genau vor und wollte es doch gar nicht, denn
er sah sich auf einmal selbst da unten liegen in