Seite 21 - Schloss_Wolfenbuettel

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Herzog Julius
II
II.2
Herzog Julius
OhneZweifelgehörtHerzogJulius(*1528;1568-1589)
zu den bedeutenden Fürsten des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg.
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Als dritter und letzter legitimer
Sohn Herzog Heinrich „des Jüngeren“ geboren, be-
stimmte ihn sein kriegerischer Vater für eine geist-
liche Laufbahn, nicht zuletzt, da er aufgrund eines
Sturzes in früher Kindheit schwer hinkte. Mittlerweile
im Besitz der Fürstbistümer Minden und Paderborn
und als Nachfolger seines Onkels Christoph, des Bre-
mer Erzbischofs, im Gespräch, fiel Julius 1553 durch
den jähen Soldatentod seiner beiden älteren Brüder
plötzlich daheim die Position des Erbprinzen zu.
Inzwischen war er aber Protestant geworden.
Um zu verhindern, dass ihm der verhasste Ketzer als
Herzog nachfolgte, heiratete der streng katholische
Heinrich mit 67 Jahren ein zweites Mal, doch blieb
die Ehe, wie oben dargestellt, kinderlos. Vor den vä-
terlichen Wutausbrüchen und Repressalien floh Ju-
lius schließlich 1558 zu Verwandten nach Küstrin,
konnte aber im Jahr darauf wieder zurückkehren.
1560 nahm er Hedwig von Brandenburg zur Frau,
eine Tochter des dortigen Kurfürsten und Nichte
seiner Stiefmutter. Bis zum Tod des Vaters lebte er
mit Frau und Kindern auf Schloss Hessen. Hedwig
schenkte sieben Töchtern (von denen zwei im Kin-
desalter starben) und vier Söhnen das Leben.
1568 wurde Julius regierender Herzog. Er führ-
te sogleich den reformierten Glauben in seinem
Land ein und baute nach und nach ein in Verwal-
tung, Wirtschaft und Rechtsprechung neuzeitliches
Staatswesen auf. Besonders nachhaltig förderte er
die Wirtschaft, begnügte sich mit einer bescheidenen
Hofhaltung und war unermüdlich tätig. Auch begann
er damit, die Festung Wolfenbüttel planmäßig zu ei-
ner Residenzstadt auszubauen. 1576 gründete Her-
zog Julius die Universität Helmstedt, die er entgegen
seiner sonstigen Sparsamkeit großzügig förderte. Im
übrigen gereicht es ihm zur besonderen Ehre, dass
er sich von dem Ungeist der Zeit, dem grassierenden
Hexenwahn, weitgehend freihielt.
Den Verlockungen der Alchemie erwies sich der
umsichtige Fürst dagegen als zugänglicher. Über drei
Jahre hielt er allen Warnungen zum Trotz an dem
Alchemisten Philipp Sömmering, einem entlaufenen
Pfarrer, und dessen Spießgesellen fest. Der ihm ver-
sprochene „Stein der Weisen“, der die Goldgewin-
nung aus unedlen Metallen ermöglichen sollte, woll-
te sich jedoch nicht finden lassen. Tief in kriminelle
Machenschaften verstrickt, wurden Sömmering und
seine Kumpane nach langem Prozess unter furchtba-
ren Torturen hingerichtet.
Dank zweier Erbschaften konnte Julius den Herr-
schafts- und Einflussbereich seines Hauses ganz er-
heblich
ausdehnen. So übernahm er die beiden al-
lerdings hochverschuldeten Fürstentümer Calenberg
(Hannover) und Göttingen sowie die halbe Grafschaft
Hoya. Außerdem gelang es ihm, die Bischofsstühle
der benachbarten Fürstbistümer Halberstadt und Ver-
den mit seinen Söhnen zu besetzen. Auf diese Weise
stieg er zu einem der einflussreichsten Reichsfürsten
Norddeutschlands auf.
Abb. 19
Herzog Julius
(reg. 1568-1589)
und seine Familie
Hans Vredemann de Vries (1526-1609), Öl auf Leinwand, um 1590; Herzog
August Bibliothek, Wolfenbüttel
Dargestellte Personen
:
Obere Reihe (von links nach rechts): Herzog Philipp Sigismund (1568-1623)
Herzog Heinrich Julius (1564-1613)
Herzog Julius (1528-1589)
Herzogin Hedwig (1540-1602)
Herzogin Sophie Hedwig (1561-1631)
Herzogin Marie (1566-1626)
Herzogin Elisabeth (1567-1618)
Untere Reihe (von links nach rechts): Herzog Joachim Karl (1573-1615)
Herzog Julius August (1578-1617)
Herzogin Hedwig (1580-1657)
Herzogin Margarethe (1571-1580) [als Verstorbene dargestellt]
Herzogin Sabine Katharine (1574-1590) [als Verstorbene dargestellt]
Herzogin Dorothea Augusta (1577-1625)