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IV.2
Das Äußere des Schlosses
Die breit gelagerten, auf Fernwirkung angelegten
Schaufassaden des Ost- und Nordflügels (A, B) be-
stimmen den ersten Eindruck, den ein Besucher ge-
winnt, der sich vom Schlossplatz her nähert. Beson-
ders die Ostfassade, die mit einem hohen steinernen
Triumphbogenportal akzentuiert wird, zieht die Bli-
cke auf sich. Durch die auf die Fassade aufgetragene
rote Farbschlemme, die lebhaft mit den in Grautönen
gehaltenen Lisenen, Pilastern und Gebälken kontras-
tiert, wird der Anschein erweckt, die Fassaden seien
aus Stein gefügt. Bei näherer Betrachtung wird man
jedoch feststellen, dass sie in Fachwerktechnik aus-
geführt wurden. Um das unregelmäßige Baugefüge,
welches aus dem Mittelalter und der Renaissance
stammte, kostengünstig zur barocken Schaufassa-
de zu vereinheitlichen, hatte man Landbaumeister
Hermann Korb beauftragt, den alten Baukörper mit
einem Fachwerkmantel zu verblenden. Die Arbei-
ten dazu wurden 1714 in Angriff genommen und
konnten 1717 vollendet werden.
1
Die heutige Farb-
fassung, die 1993 nach Befunden des Instituts für
Denkmalpflege rekonstruiert wurde, stieß bei einer
Reihe von Lokalforschern übrigens auf einigen Wi-
derspruch, denn bildliche Wiedergaben des Schlos-
ses aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen den Bau
mit einem einheitlichen grauen Anstrich.
2
Von der
zweiten Hälfte des 19. bis ins 20. Jahrhundert wies
das Schloss dagegen einen Anstrich in gelblichem
Farbton auf.
3
Über einem mit Rundbögen geöffneteten steiner-
nen Sockelgeschoss erheben sich zwei Vollgeschos-
se und ein Mezzaninstockwerk. Im Gegensatz zum
leicht erhöhten Erdgeschoss, das durch rustizierte Li-
senen und Fenster rhythmisiert ist, weist das Haupt-
geschoss eine Gliederung durch dorische Pilaster
und Fenster auf. Die Ordnung des darüberliegenden
Mezzanins greift diese Unterteilung auf. Die Pilaster
sind hier, gemäß der Regeln für die Superposition von
Säulen, neutral gestaltet und stellen auf diese Wei-
se eine Angleichung an die dorische Ordnung des
Hauptgeschosses dar. Um die Einheitlichkeit und die
Symmetrie zu wahren, führte man an der Fassade des
Ost- und Nordflügel (A, B) etliche Fenster, an deren
Stelle im Gebäudeinneren raumteilende Wände auf
die Außenmauern stoßen, lediglich in Scheinmalerei
aus.
Aufgrund der älteren Baustrukturen, welche die
Position der Toreinfahrt festlegten, war man – um die
Symmetrie zu wahren – bei der Neuordnung der Ost-
fassade gezwungen, eine Zweiteilung der Gliederung
in Kauf zu nehmen. Auf der rechten Seite erhebt sich
ein siebzehnachsiger, von drei Dreiecksgiebeln ge-
gliederter Fassadenteil, der in seiner Mitte die Zufahrt
Das Äußere des Schlosses
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