Seite 63 - Schloss_Wolfenbuettel

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auf seinem Grabstein in der Auguststädter St. Johan-
niskirche nicht ohne Stolz vermerkt ist, bis zu seinem
Tod im Jahr 1735 unter sechs Herzögen: Rudolf Au-
gust, Anton Ulrich, August Wilhelm, Ludwig Rudolf,
Ferdinand Albrecht II. und Karl I.
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Wie um ihn für
die lange Wartezeit zu entschädigen, übertrug man
Korb 1704 auch noch die Leitung des Braunschwei-
ger Bauwesens.
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Die Baumeister Lauterbach und Korb lieferten
nicht nur die Entwürfe für fürstliche Bauvorhaben
(Schlösser, Kirchen, öffentliche Bauten), sondern wur-
den auch von den Hofbeamten und vom Landadel
mit der Errichtung von Herrenhäusern und Stadtpa-
lais’ und von Braunschweiger Bürgern mit dem Bau
von Wohnhäusern betraut (Einzelheiten dazu sind im
Kapitel „Stadtpalais, Herrenhäuser und Gärten der
Hof- und Staatsbeamten“ nachzulesen). Neben den
Architekten des fürstlichen Bauamtes waren jedoch
auch die Ingenieurarchitekten des fürstlichen Militärs
an zivilen Bauaufträgen im Fürstentum (z.B. die Neu-
bauten von Kirchen in Salder und Seesen) beteiligt.
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Nach einer Vakanz von neun Jahren trat Martin
Peltier von 1744 bis 1769 die Nachfolge Hermann
Korbs als Landbaumeister an.
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Man warf Peltier je-
doch, wie es vieldeutig heißt, mangelhafte Amtsausü-
bung vor, weshalb man sich entschloss, das Amt eines
Hofbaumeisters einzuführen. Diese Stelle besetzte
man zwischen 1752 und 1763 mit Georg Christoph
Sturm (1698-1763), einem Sohn des bereits erwähn-
ten älteren Sturm, und zwischen 1765 und 1787 mit
Carl Christoph Wilhelm Fleischer (1727-1787).
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In der Regierungszeit Herzog Karl Wilhelm Ferdi-
nands kam es zwischen 1770 und 1773/74 zu einer
erneuten Umstrukturierung des Bauamtes, an deren
Ende die Entstehung des Kammerbaudepartements
stand.
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Man stellte dem 1782 ernannten Verwal-
tungsleiter Wilhelm von Gebhardi (1738-1809) den
Architekten Christian Gottlob Langwagen (1752/53-
1805) zwischen 1785 und 1803 als Hofbaumeister
zur Seite.
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Als Nachfolger Langwagens hatte dann
Peter Joseph Krahe (1758-1840) von 1803 bis 1807
sowie zwischen 1814 und 1832 die Leitung des
Amtes inne.
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Im Rahmen der Kammerauflösung im
Jahre 1832 wurde schließlich eine herzogliche Bau-
direktion eingerichtet, an der neben Direktor August
Philipp von Amsberg (1788-1871) Peter Joseph Krahe
in den Jahren von 1832 bis 1837 als Oberbaurrat und
Karl Theodor Ottmer (1800-1843) zwischen 1824
und 1843 als Hofbaumeister wirkten.
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Schlösser und Gärten im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
VII
VII.1
Schlösser und Gärten im Fürsten-
tum Braunschweig-Wolfenbüttel
Schon im 16. Jahrhundert entfalteten die Herzöge im
näheren und weiteren Umkreis der neuen Residenz
eine bemerkenswerte Bautätigkeit. Neben den Arbei-
ten am Residenzschloss, zu dessen Ausbau und viel-
fältigen Umgestaltungen nahezu jeder der regieren-
den Herzöge beitrug, errichtete man auch im übrigen
Fürstentum über die Jahrhunderte eine ganze Reihe
weiterer fürstlicher Wohnsitze. Herzog Heinrich „der
Jüngere“, der zwischen 1568 und 1589 regierte, ver-
anlasste die Errichtung der Schlösser in Gandersheim
und Schöningen – letzteres diente seiner Gemahlin,
Herzogin Sophie, als Witwensitz.
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In der Regierungs-
zeit ihres Sohnes Herzog Julius entstand zwischen
1562 und 1589 nach Entwürfen von Paul Franke das
Schloss Hessen, dessen eindrucksvolle Ruine noch
heute in der gleichnamigen Ortschaft zu bewundern
ist,
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und das heute zerstörte Schloss Hedwigsburg,
das er um 1578 als Sommerresidenz für seine Frau
(auf die der Name des Gebäudes zurückgeht) errich-
ten ließ.
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Es lag südlich der Residenzstadt Wolfen-
büttel bei Kissenbrück, und der weitläufige Garten
reichte bis an die Oker. Das Herzogpaar pflegte die
kurze Reise zwischen Residenz und Lustschloss auf
dem Wasserweg in komfortablen Barken zurückzule-
gen. Auf Herzog Julius’ Sohn und Nachfolger, Herzog
Heinrich Julius, geht die Errichtung des inzwischen
zerstörten Schlosses in Gröningen nach einem Ent-
wurf von Christoph Tendeler und der Bau des von
Paul Franke geplanten Schlosses Erichsburg zurück.
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Er erweiterte darüber hinaus das oben erwähnte
Schloss Hessen zwischen 1602 und 1613, nachdem
es zunächst seiner Mutter als Witwensitz gedient hat-
te. In gleicher Funktion nutzte es auch von 1613 bis
1627 seine Frau, Herzogin Elisabeth.
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Nach dem Dreißigjährigen Krieg verbrachte
Herzog August der Jüngere ab 1635 einige Jahre
in Braunschweig, wo er die alte Burg Dankwarde-
rode erneuern ließ, bevor er im Jahr 1643 endlich
die Wolfenbütteler Residenz beziehen konnte. Ab
1655 ließ er vor dem Harztor einen Tier- und Lust-
garten anlegen, den er „Mon Plaisir“ nannte. Neben
einem Gärtnerhaus kam im Jahr 1678 auch ein Lust-
haus dazu. Offenbar war es nur aus Holz errichtet,
denn schon im Jahr 1709 musste man es aufgrund
seiner Baufälligkeit niederreißen. An der Straße nach
Halchter, am Rand einer Neubausiedlung, sieht man
von der Gartenanlage heute nur noch einen stillen,
pappelumstandenen Teich.
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An der Stelle des alten Schlosses Hedwigsburg
ließ Herzog Rudolf August im Jahr 1684 ein neues,
ganz aus Stein errichtetes Schloss erbauen. Er hatte
sich dorthin mit seiner zweiten Frau, Madame Ru-