Seite 65 - Schloss_Wolfenbuettel

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der Garten der Herzogin, und auch ihr zweitältester
Sohn, Herzog Ludwig Rudolf, legte sich einen priva-
ten Lustgarten zu, der östlich des Neuen Weges auf
der Höhe der heutigen Einmündung der Salzdahlu-
mer Straße lag.
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Die Herzöge aus der Bevernschen Linie ließen ab
1667 das zwischen 1602 und 1612 von Statius von
Münchhausen errichtete Schloss in Bevern umbauen,
und von 1714 an bewohnten sie auch das sogenann-
te „Kleine Schloss“ in Wolfenbüttel, das ihnen bereits
zwei Jahre zuvor zugewiesen worden war.
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Dieses
hatte vordem als Prinzenwohnung von Herzog An-
ton Ulrich gedient und wurde auch einige Jahre von
der berühmten Ritterakademie genutzt. Heute ist von
dem vielfach umgebauten Gebäudekomplex nur
noch ein schön restaurierter Flügel auf der Südseite
des Schlossplatzes zu sehen. Das Palais der Bevern-
herzöge in Braunschweig, das zwischen 1707 und
1709 von Hermann Korb errichtet worden war, ließ
man am Ende des 19. Jahrhunderts abreißen.
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Erhal-
ten blieb dagegen das sogenannte Prinzenpalais in
der Reichsstraße Nr. 1 in der Wolfenbütteler Hein-
richstadt. Um 1722 hatte Korb den Fachwerkbau aus
dem 17. Jahrhundert umgebaut, und zwischen 1733
und 1735 diente das Gebäude Erbprinz Karl und sei-
ner Frau Philippine Charlotte als Residenz.
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Das Neue Braunschweiger Residenzschloss, der
„Graue Hof“ am Bohlweg, entstand nach Plänen
von Hermann Korb zwischen 1717 und 1731 wäh-
rend der Regierungszeit Herzog August Wilhelms.
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Nach dessen Tod dienten die reichgeschmückten
Staatsappartements – sehr zum Verdruss der neuen
regierenden Fürsten aus der Bevern-Linie, die es gern
selbst bewohnt hätten – für viele Jahre als Witwensitz
von Herzogin Elisabeth Sophie Marie. Für sie hatte
der Herzog im Jahr 1724 wiederum durch Hermann
Korb das inzwischen ebenfalls zerstörte Lustschloss
in Sophiental erbauen lassen.
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Für Herzogin Elisa-
beth Sophie Marie entstand in den Jahren von 1717
bis 1719 das Lustschlösschen Fürstenau (ebenfalls
von Hermann Korb), von dem sich gleichermaßen
keine Spuren erhalten haben.
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Auch den Bau des
Jagdschlosses Walkenried durch den vielbeschäftig-
ten Korb hatte Herzog August Wilhelm veranlasst.
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Herzog Ludwig Rudolf, der ab 1690 zunächst
die Grafschaft, dann von 1707 an das Fürstentum
Blankenburg regierte, ließ das dortige Schloss auf
großartige Weise zwischen 1705 und 1731 durch
Landbaumeister Korb umbauen bzw. neu errichten.
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Die Besichtigung des Schlosses, das sich hoch über
der Stadt erhebt, ist wegen seiner vielen, recht gut er-
haltenen barocken Ausschmückungen sehr lohnend.
Um 1718 veranlasste der Herzog auch die Umge-
staltung des nahegelegenen Klosters Michaelstein in
ein Jagdschloss.
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Für seine Frau, Herzogin Christine
Louise, befahl er 1728 den Bau des inzwischen abge-
brochenen Lusthauses Luisenburg.
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Gleichfalls ver-
schwunden
ist heute sein Hasselfelder Jagdschloss
aus dem Jahr 1725/26.
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Mit letzgenannten Baupro-
jekten wurde abermals der tüchtige Hermann Korb
beauftragt.
Herzog Karl I. ließ in der Mitte des 18. Jahrhun-
derts eine Reihe von Umgestaltungsmaßnahmen im
Stil des Rokoko am Salzdahlumer Schloss vorneh-
men.
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Sein Hauptaugenmerk lenkte er jedoch auf die
Erweiterung des Braunschweiger Residenzschlosses
in den Jahren zwischen 1745 und 1764.
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Ein gutes
Beispiel für besonders schön gelungene, in unserer
Gegend seltene Architektur des Spätbarock, stellt
das Schlösschen Richmond dar, welches in der Re-
gierungszeit Herzog Karls von 1768 bis 1769 als
Sommersitz für Herzogin Augusta (1737-1813), der
Gemahlin des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand,
von Carl Christoph Wilhelm Fleischer errichtet wur-
de.
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Das von schlichten Nebengebäuden umrahmte
Haus, welches in den Jahren 1785/86 im etwas stren-
geren, schon auf den Klassizismus weisenden Zopf-
stil durch Christian Gottlob Langwagen verändert
wurde, ist noch heute am Rande des Kennelparks
zu bewundern.
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Am Südrand des Lechlumer Hol-
zes, westlich vom Neuen Weg, war nach 1735 be-
reits „Antoinettenruh“, Witwensitz für Herzog Karls
Mutter, Herzogin Antoinette Amalie (1696-1762),
entstanden, auf dessen Südseite sich ein großzügiger
Garten zwischen Neuem und Altem Weg erstreck-
te.
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Das Schlösschen erhielt durch zwei freistehende
Pavillonbauten auf quadratischem Grund, die sich
symmetrisch zu beiden Seiten des langgestreckten
Gebäudes erhoben, eine besondere Note. Nach dem
Tod der alten Herzogin wurde der Bau zunächst von
Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand und später von der
Herzoginwitwe Philippine Charlotte bewohnt. Eines
der Nebengebäude, die zum Anwesen gehörten,
blieb bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als
Gaststätte „Antoinettenruh“ erhalten. Die genauen
Standorte des in der Nähe gelegenen herzoglichen
Lusthauses „Pensez Y“ und des im 18. Jahrhundert
entstandenen Fasanerieschlosses auf der Nordostsei-
te des Lechlumer Holzes sind nach derzeitigem For-
Schlösser und Gärten im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
VII
Abb. 204
Neuer Weg
mit Jagdstern (Stern-
haus) und Schloss
Antoinettenruh,
Rekonstruktionsmodell
von Albert Sauer und
Hans-Henning Grote;
Museum im Schloss
Wolfenbüttel
Abb. 205
Schloss
Antoinettenruh
,
Anton August Beck
(1713-1787), Kupfer-
stich, 18. Jahrhundert;
Museum im Schloss
Wolfenbüttel,