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VII
Die Schlösser des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel
VII.2
Das Lustschloss Salzdahlum
Die Umgebung Salzdahlums, heute ein Ortsteil von
Wolfenbüttel, ist von einer sanften Hügellandschaft
geprägt. Fette Wiesen wechseln mit Äckern, auf de-
nen saftige Rüben und dicke Kohlköpfe in Reih und
Glied prangen. Südwestlich des Ortes erstreckt sich
eine ansehnliche, etwa drei bis vier Fußballfelder
große, landwirtschaftlich genutzte Fläche, die sich in
der beschaulichen Gartenlandschaft um die Siedlung
herum ganz unauffällig ausnimmt. Und doch ist dies
der Ort, wo sich einst das stolze Lustschloss Salzdah-
lum erhob. Der Ruhm von der Schönheit und vom
Luxus der Architektur dieser „Maison de Plaisance“,
die Herzog Anton Ulrich zu Braunschweig und Lü-
neburg zwischen 1688 und 1712 hier errichten ließ,
reichte weit über die Landesgrenzen – sogar im be-
staunten Paris und im fernen, soeben entstehenden
Sankt Petersburg sprach man mit Bewunderung von
des Herzogs neuem Schloss.
VII.2.1
Bau- und Nutzungsgeschichte
Alles begann damit, dass Herzog Anton Ulrich zwi-
schen 1663 und 1672 zunächst einige Äcker pach-
tete, die sein Bruder, der regierende Herzog Rudolf
August dann kaufte und ihm zum Geschenk machte.
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Herzogin Elisabeth Juliane, Anton Ulrichs Frau, run-
dete den Grundbesitz schließlich noch durch einige
Landerwerbungen ab. Bereits um 1672 soll ein Lust-
haus nach „italienischer Manier“ und ein Lustgarten
mit Figuren auf dem Gelände existiert haben.
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Wie
das Schlösschen und der Garten ausgesehen haben,
ist nicht überliefert – möglich ist immerhin, dass Teile
davon im Neubau des großen Salzdahlumer Schlos-
ses verwendet wurden.
Mit dem Neubau wurde 1688 begonnen.
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Die
Pläne lieferte der herzogliche Landbaumeister Jo-
hann Balthasar Lauterbach. Aber auch Herzog Anton
Ulrich, ein weitgereister, auch in Dingen der Archi-
tektur bestens bewanderter Mann, nahm entschei-
dend an der Planung teil. Lauterbachs Konzept, das
in zwei Entwurfsphasen zwischen 1688 und 1690
sowie 1690 und 1694 entstand, wurde vom Bauvogt
Hermann Korb, einem gelernten Zimmermann und
Tischler, umgesetzt. Nicht nur aus Kostengründen
sondern auch, weil der Herzog, der bei Baubeginn
immerhin schon 45 Jahre zählte, eine möglichst ra-
sche Vollendung des Baues wünschte, ließ er das
schungsstand
nicht festzustellen. Auf Wunsch von
Herzog Karls Bruder, Ferdinand, ließ man von Carl
Christoph Wilhelm Fleischer schließlich auch das so-
genannte Mosthaus in Braunschweig (zwischen 1763
und 1765) und das Schloss Vechelde umbauen.
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Aus der Regierungszeit von Herzog Wilhelm
(*1806; 1830/1831-1884) ist abschließend noch
vom Neubau des Braunschweiger Residenzschlosses
in den Jahren von 1831 bis 1838 durch Carl Theo-
dor Ottmer und von Erneuerungsarbeiten am Schloss
nach einem Brand im Jahr 1865 zu berichten.
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Sei-
ne herzogliche Villa in Braunschweig und das von
ihm errichtete Schloss Williamscastle (Neurichmond,
ebenfalls von Ottmer), das sich nördlich des alten
Schlosses Richmond erhob, sind verschwunden.
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