Seite 14 - Strategiespiel

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Das Kriegsspiel
Hellwigs Anspruch war es, eine pragmatische und spielbare Kriegssimulation zu er-
schaffen und diese Simulation didaktisch an der Braunschweiger Pagenschule ein-
zusetzen, an welcher er eine Lehrtätigkeit innehatte. Das Spiel erscheint in Form
eines Regelbuches, das vor das eigentliche Spielen ein intensives Studium der Re-
geln als auch den Bau des Spielbrett und der Figuren setzt. Der »Versuch eines aufs
Schachspiel gebaueten taktischen Spiels von zwey und mehreren Personen zu spie-
len« ist also nur die Anleitung zu einem Spiel, nicht aber das komplette Spiel. Zu
berücksichtigen ist hierbei, dass es zwei Fassungen des Hellwigschen Spiels gibt.
Die Erstfassung von
1780
stellt sich im Regelbuch in der Diktion und Argumenta-
tion noch sehr stark als ans Schach angelehntes Spiel dar. Die zweite Auflage von
1803
unterscheidet sich von der ersten insofern, als die Schachbasiertheit des Spiels
vor allem sprachlich in den Hintergrund rückt und der eigenständige Charakter des
Kriegsspiels
betont wird. In der Erstausgabe wird das Schachspiel von Hellwig noch
deutlich als Analogie für das eigene Spiel adressiert: »Das taktische Spiel muß den
wesentlichen Unterschied der Infanterie, Cavallerie und Artillerie sinnlich machen.
Da wir es aber auch zugleich so viel wie möglich, aufs Schachspiel gründen wollen,
so müssen wir untersuchen, was man in diesem Betracht aus dem Schachspiel fürs
taktische Spiel beibehalten können« (§
14 -
die angegebenen Paragraphen beziehen
sich auf Hellwigs Original).
1803
liest sich die Spielbeschreibung deutlich als vom
Schach emanzipiert. Das Schachspiel wird nur noch als Beispiel zur Erklärung des
eigenständigen Kriegsspiels herangezogen: »Der leichte Cavallerist geht, auch wie
die Königinn des Schachspiels und bis aufs
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te Feld nach allen den seinem Quad-
rate umliegenden acht Gegenden, er habe die Fronte dahin oder nicht« (§
45
).
Zusätzlich ist die zweite Auflage als revidierte Fassung zu verstehen, die logische
Brüche der Regeln und ungeklärte Fragen der Urfassung zu relativieren sucht und
zusätzlich im Appendix Variationsmöglichkeiten des Spiels andeutet. Als weitere
Spielelemente werden hier Optionen vorgeschlagen, das Nachschubwesen und die