Seite 16 - Strategiespiel

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lich machen […]. Da wir es aber auch zugleich, so viel wie möglich, aufs Schach-
spiel gründen wollen […] so müssen wir untersuchen, was man in diesem Betracht
aus dem Schachspiel fürs taktische Spiel beybehalten könne«. Getreu der Schach­
analogie können Bauern als Infanterie, Königin und Türme sowie Läufer als Kaval-
lerie gelten (§
14
– die Angaben der Paragraphen beziehen sich im Folgenden immer
auf die zweite Auflage von
1803
). So synthetisieren sich die Fähigkeiten der Figuren
des Kriegsspiels aus den Bewegungen des Schachs, allerdings muss der Erhalt des
Königs als Siegbedingung wegfallen (§
18
). Grundsätzlich aufgelöst wird auch die
Zugregel des Schachs: Es dürfen jetzt pro Zug ganze Figurengruppen bewegt und
gleichzeitig auch noch ›Aktionen‹, wie beispielsweise schlagen oder schießen, aus-
geführt werden (§
19
). Eine weitere Abweichung vom Schach ist die Figurengruppe
der Artillerieeinheiten ebenso wie die Kavallerie in Hellwigs Regeln eine gewisse
Eigenständigkeit erhält – ihr ist die Option eingeräumt, pro Zug mehrere Figuren
zu schlagen (§
15
).
Bei aller Komplexität des Spiels besteht sein Ziel dennoch in der angenehmen
Unterhaltung. Es will »gemeinnützig und nicht nur für seltenste Köpfe« sein, ein
Spiel, in dem »nichts dem Zufall und alles der Leistung des Spielers überlassen
ist«. Keineswegs jedoch will Hellwig diese angenehme Unterhaltung als ›sinnfrei-
es Tun‹ verstanden wissen. Er grenzt sich vielmehr deutlich gegen andere Zer-
streuungsspiele ab: »Möchte doch dieses Spiel die große Menge gedankenleerer,
nichtswürdiger und schädlicher Spiele vertreiben! Ich wünsche mir keine größe-
re Belohnung meiner Erfindung als diese«. Im Wesentlichen geht es ihm also um
die »Versinnlichung« der Regeln der Kriegskunst.
Zu diesem Zweck entwickelt Hellwig sein Spiel als
ein streng formal-logisches Spiel. Ein gleichzeitig
etabliertes, komplexes Notationssystem soll neben
dem eigentlichen Spiel am Brett auch eine Auswer-
tung ermöglichen, beziehungsweise dem routinier-
ten Spie­ler die Möglichkeit geben, über Detailpro-
bleme mittels Stift und Papier nachzudenken.
Die Spielanleitung schlägt vor, das Spiel auf ei-
nem Spielbrett zu spielen, welches aus
1617
quadra-
tischen Feldern (
49
mal
33
) besteht. Dieses in Pro-
vinzen gegliederte Gelände ist durchsetzt mit einer
Abbildung 11
: Spielplan des Hellwigschen
Spiels, wie er als Vorschlag der
zweiten Auflage als Kupferstich beilag.