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Das Kriegsspiel als Erziehungsmodell
von Gunnar Sandkühler
Das
Kriegsspiel
von Johann Christian Ludwig Hellwig ist in jeder Hinsicht als Kind
seiner Zeit zu verstehen. Es ist eine Umsetzung pädagogischer Ideen der Aufklä-
rung. Das Spiel greift aber auch damalige Vorstellungen der Kriegstheorie auf und
setzt ebenso auf die damals beginnende Idee der Visualisierung als intuitive Lehr–
und Lernform.
Hellwig und der Philanthropismus
Hellwig kam ca.
1770
/
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nach Braunschweig. Wäh-
rend seiner Zeit im Dienst der Braunschweigischen
Schulen und Hochschulen stand auch Joachim
Heinrich Campe (
1746
–
1818
), der als einer der
prominentesten Vertreter des Philanthropismus be-
zeichnet wird, seit
1786
in herzoglichem Dienst. Der
Philanthropismus ist eine pädagogische Bewegung,
die als ›Sammelbecken‹ der verschiedenen in der
Aufklärung entstehenden erzieherischen Bewegun-
gen und Ideale gilt. Wenngleich es keine direkten
Hinweise auf eine persönliche Bekanntschaft gibt,
ist es doch nahe liegend, über einen Austausch zwi-
schen den beiden zu spekulieren. Dies umso mehr,
wenn man die Kommunikationsstrukturen der Zeit
berücksichtigt: »Denn das entscheidend Neue im
18
. Jahrhundert ist die Verknüpfung einer nie zuvor
dagewesenen infrastrukturellen Ausweitung der In-
formations- und Wissensverbreitung einerseits mit
einer expandierenden Geselligkeitskultur anderer-
Abbildung 14
: Joachim Heinrich Campe
(Ölbild von Friedrich Matthäi, um
1819
)