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seits, innerhalb der ein diskursives Klima in Gesellschaftsräumen gepflegt wurde
– Kommunikation meint hier deshalb einen Informations-, Meinungs- und Wissen-
stransfer und daraus resultierend einen kritischen Austausch« (Holger Zaunstöck).
Ganz besonders intensiv verliefen solche Austauschprozesse in Kreisen von Pä-
dagogen und Bildungstheoretikern. In der Forschung trifft man mehr als einmal
auf die Bezeichnung des
18
. Jahrhunderts als »das pädagogische Jahrhundert«, in
welchem die Erziehung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen erstmals
systematisch und auf breiter Basis theoretisiert wurde.
Bezüge auf den Philanthropismus in Hellwigs Spiel
Neben solchen äußeren Umständen, die auf Hellwigs Kenntnis von philanthropi-
schen Erziehungs- und Unterrichtsentwürfen schließen lassen, finden sich gerade
in Hellwigs
Kriegsspiel
deutliche Bezüge auf Konzepte der Philanthropen. Eine ganz
zentrale Bedeutung kommt dabei den Begriffen der
sinnlichen Erfahrung
oder
Ver-
sinnlichung
zu. Eben dieses Konzept findet sich nun auch an prominenter Stelle
verschiedener philanthropischer Konzepte.
Im Werk Johann Bernhard Basedows (
1724
–
1790
), hier vor allem in seinem frü-
hen
Methodenbuch
(
1770
), findet sich die Forderung nach einer eben auf Erfahrung
bzw. Erfahrbarkeit ausgerichteten Darstellungsform von Inhalten in der pädagogi-
schen Praxis. Es geht ihm dabei um eine Vermittlung im Sinne einer integrieren-
den, ganzheitlichen Verständlichkeit. Wissen entsteht hier ganz zentral nicht aus
der Belehrung durch eine Instanz (also beispielsweise den Lehrer), sondern mittels
der Erfahrung. Wo Erfahrung nicht konkret durch den Schüler selbst gemacht wer-
den kann, sieht die philanthrope Pädagogik den Einsatz von Hilfsmitteln (beispiels-
weise Bildern) vor, die dem Lernenden den Nachvollzug von Zusammenhängen und
Abläufen erfahrungsnah möglich machen sollen.
Basedow verdeutlicht dies am Beispiel der Sachkunde über Uhren: »Wenn ein
Kind alle Teile einer Uhr und alle Instrumente eines Uhrmachers nennt und sich
die Figuren derselben vorstellt, ohne von der Kraft und Wirkung der Teile, welche
in diesem Kunstwerke sind, einen Begriff zu haben, so hat das gar keine Erkenntnis
von einer Uhr, sondern vielleicht nur von einem Kammrade und Stirnrade. Es ist
der Erkenntnis einer Uhr nähergekommen, aber es hat dieselbe noch nicht wirk-
lich. Wenn es die Teile und Werkzeuge nur nach dem Namen, nicht aber nach ihrer
Gestalt und Kraft kennt, so hat es in diesem Stücke schlichterdings keine Sacher-