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wurden damit auf spielerische Weise sinnlich erfahrbar. Krieg sollte erlernbar und
zu diesem Zweck auch erlebbar werden, allerdings in einer vermittelten, ungefähr-
lichen Form. In dieser Form ist das Training von Strategien daher auch nicht dem
Militär vorbehalten, sondern Spiele mit kriegerischen Metaphern finden sich heu-
te im Kinderzimmer als Brettspiel wie auf dem Computer. Kann aus Ernst also
umgekehrt auch Spiel werden? Wie die vorangegangenen Kapitel gezeigt haben,
verbergen sich vielfältige Praktiken im Hellwigschen Spiel. Auch die vordergründig
spielerischen Elemente sind dabei mehr als bloße Spielerei und können ihre Ernst-
haftigkeit und ihre Herkunft nie vollständig abstreifen.
Diese beiden Richtungen, Spiele als Ausbildungswerkzeuge des Militärs und
Krieg als Metapher im Spiel, haben eine lange und vielfältige Tradition. Werfen
wir zum Abschluss des Buches einen Blick darauf, wie diese Entwicklung begann
und wie es nach dem Braunschweiger Kriegsspiel weiterging. Die Vorläufer des
Hellwigschen Spiels gehen weit zurück ins Altertum, die Nachfolger spielen wir
noch heute. In den meisten Fällen allerdings nicht mehr als Brettspiel, sondern
als computergestütztes Echtzeitstrategiespiel. Der Weg von
Wéiqí
über Hellwig zu
Command&Conquer
geht dabei mehr als
2000
Jahre in die Vergangenheit zurück.
Wie alles begann
Der Legende nach wollte der chinesische Kaiser
Yao seinen Sohn gerne disziplinierter, konzentrier-
ter und ausgeglichener sehen. Daher erfand er für
ihn um das Jahr
2300
v.Chr. herum als Trainingshilfe
das Spiel
Wéiqí.
In Europa kennen wir es heute vor
allem unter seinem japanischen Namen
Go
. Der
Sohn soll später nicht nur einer der besten
Wéiqí
-
Spieler seiner Zeit geworden sein, sondern auch ein
angesehener Kaiser mit ausgeglichenem Charakter.
Eine andere Überlieferung verortet die Entstehung
des Spiels in der Kriegsplanung. Ursprünglich sol-
len chinesische Kriegsherren Brett und Steine zur
Veranschaulichung der Positionen der eigenen und
gegnerischen Armeen auf dem Schlachtfeld genutzt
haben. Aus dem militärischen Planungswerkzeug
Abbildung 19
: Darstellung Chinesischer Go-
Spieler zur Zeit der Ming-Dynastie (
1368 – 164
aus dem
16
. Jahrhundert.