LANDKREIS PEINE
Der Landkreis Peine in der Zeit
des Nationalsozialismus
Stadt Peine
In Peine mit den großen Industriebetrieben (u.a. Walzwerk,
Schrauben- und Mutterwerke) waren traditionell die Arbei-
terparteien SPD und KPD überproportional stark vertreten,
zum Beispiel bei den Reichstagswahlen 1932. Erheblicher
propagandistischer Aufwand der NSDAP brachte auch bei
der Kommunalwahl 1933 keine absolute Mehrheit, so dass
Peine zu einem Schwerpunkt der Aufmärsche von SS und
SA auch aus umliegenden Städten wurde. Die Ausein-
andersetzungen zwischen NSDAP-Anhängern auf der
einen und SPD-, KPD- und SAP-Mitgliedern sowie Ge-
werkschaftsvertretern auf der anderen Seite verschärften
sich in Schlägereien und Schießereien.
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.
Januar 1933 verstärkte sich der Terror gegen den politi-
schen Gegner und deren Einrichtungen. „Hilfsgefängnisse“
(SA-Heim in der Zehnerstraße, Alte Feuerwache in der
Burgstraße, Altes Rathaus am Markt u.a.) wurden einge-
richtet, in denen Menschen gefoltert wurden.
36 Peiner wurden im Februar 1933 von der SS festge-
nommen, wovon 33 im Dezember 1933 wegen „Vorberei-
tung zum Hochverrat und Verbreitung illegaler Druck-
schriften“ zu Haftstrafen, später zu Konzentrationslager-
haft in Moringen und Börgermoor verurteilt wurden. 1934
wurden im so genannten Peiner Kommunistenprozess er-
neut 23 Peiner unter Anklage gestellt, 15 davon verurteilt
(zum Beispiel Herbert Watsack).
Arbeitervereine, gewerkschaftliche Einrichtungen sowie
Gunzelin- und Lessingloge wurden im Mai 1933 verboten
und von der SA besetzt, die Vermögen einzogen.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Peine reichte
bis ins 14. Jahrhundert zurück. Von den 1933 dort leben-
den 103 Juden kehrten nach Verfolgung und Kriegsende
nur drei in ihre Heimatstadt zurück.
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