Seite 17 - Voigtlaender+Sohn

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Der Tod seiner Mutter veranlaßte Johann Friedrich 1806 zur Rück-
kehr nach Wien.
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Dort löste er die Geschäftsverbindung mit seinen
Brüdern und beantragte 1807 beim Wiener Magistrat die Erlaubnis zur
Eröffnung einer Werkstätte zur Herstellung optischer, mechanischer
und mathematischer Instrumente.
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Den Arbeitsschwerpunkt der neuen Werkstätte bildeten zunächst vor
allem mechanische Instrumente. Die englischen Erfahrungen Johann
Friedrichs beeinflußten erst ab 1814/15 das Produktionsprogramm:
1815 wurde mit dem Ringstecher eine verbesserte Sehhilfe der Öffent-
lichkeit vorgestellt, und im gleichen Jahr wurde dem jungen Hand-
werksmeister vom österreichischen Kaiser Franz Joseph ein auf sechs
Jahre angelegtes Privilegium zum Schleifen und Verkauf periskopischer
Brillen erteilt. Die von Voigtländer hergestellten, nach dem englischen
Vorbild kunstfertig gefaßten Brillen trugen als „Wiener- oder Patent-
brillen“ dazu bei, daß diese Sehhilfe bald Gesellschaftswürdigkeit
genoß.
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1823 folgte ein weiteres, fünfjähriges Privileg für die Herstellung
eines „doppelten Theaterperspectivs galileischer Bauart“, das in der
Folgezeit zu einem der weitestverbreiteten Artikel der Voigtländerschen
Werkstätte wurde.
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Mit der Erteilung der Privilegien verschob sich das Produktions-
programm zugunsten optischer Artikel. So warb Voigtländer in einer
1827 in Budapest erschienenen Anzeige mit folgenden Worten für seine
Produkte:
„Friedrich Voigtländer, Mechanicus und Opticus aus Wien,
zeigt hiemit an, daß er bey Herrn Kunsthändler Ferdinand Tomala hier,
vollständiges Commissionslager vorzüglicher optischer Instrumente,
aus seiner eignem Fabrique in Wien, errichtet habe; bestehend: In feinen
Stahlbrillen von allen Gattungen, dann Brillen und Lorgnetten mit peri-
scopischen (umsichtlichen) Gläsern nach Wollaston von Stahl, Horn,
Silber, Schildkröte und Gold; ferner achromatische Theater-Perspektive,
goldplatirt von verschiedener Größe, und geschmackvollen Formen;
seine allgemein bekannten, von ihm erfundenen, sowohl im In- als Aus-
land mit Beyfall aufgenommene doppel Theater-Perspektive, für beide
Augen zugleich; silber platirte, achromatische Auszug Fernröhre, Stock-
Fernröhre, und mehr dergleichen Gegenstände.
(…).“
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Mechanische Artikel wie Reißzeuge, Kupferstechmaschinen, Woll-
und Elastizitätsmesser und Waagen wurden weiterhin hergestellt, ver-
loren allerdings in der Produktpalette zusehends an Bedeutung.
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Das
Ansehen und der kommerzielle Erfolg der Werkstatt bezogen sich
immer stärker auf die Leistungsfähigkeit der Werkstätte im Bereich der
Optik.
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