Seite 15 - Wallring

Basic HTML-Version

gungen hinausgehende Stadterweiterung umgesetzt.
Die Personalunion des welfischen Kurfürstentums Han-
nover mit der englischen Krone und die Beziehungen
des braunschweigischen Fürstenhauses nach England
machen die damaligen Verhältnisse im britischen König-
reich hinsichtlich der weiteren Entwicklung in Braun-
schweig interessant. Auf der Insel gab es im Verlauf des
18. Jahrhunderts immer mehr neue Stadterweiterungs-
projekte zu bewundern, so in Edinburgh, Bath und
London (Mayfair, Bloomsbury). Der Enge und ‚Unord-
nung‘ der alten Stadtstrukturen stellte man geometrisch
regulierte Straßen- und Platzfolgen mit einer Reihenh-
ausbebauung gegenüber, in die Parkanlagen („Garden-
squares“) eingebunden waren. Dabei war besonders das
Prinzip des (künstlichen) Landschaftsgartens prägend.
Dies hatte sich, befruchtet durch die Ideen der Aufklä-
rung, als Gegenposition zum streng geometrischen, fran-
zösischen Barockgarten entwickelt. Nach den Prinzipien
des englischen Parks ließen sich besonders gut die Über-
gänge zwischen Stadt und Land gestalten. Beim Bau der
Schloss- und Gartenanlage Richmond 1768/69 für Prin-
zessin Augusta von Hannover, der älteren Schwester des
englischen Königs Georg III. und Gemahlin des Her-
zogs Carl Wilhelm Ferdinand (1735-1806), verpflanzte
man diese Ideen direkt vor die Tore Braunschweigs. Mit
dem Entwurf des großzügigen Landschaftsgartens „in
the english way“ wurde kein geringerer als der renom-
mierte britische Gartenarchitekt Lancelot ‚Capability‘
Brown (1716-1783) beauftragt.
Währenddessen verwahrlosten die Bastionsanlagen, die
Verschlämmung der Gräben nahm zu. Eher unkoordi-
niert hatte man schon seit den 1730er Jahren Teile der
Wallanlagen für den Anbau von Feldfrüchten genutzt
und auch einige Wallabschnitte für die Heuernte ver-
pachtet. An einigen Stellen waren Obst- und Maulbeer-
bäume gepflanzt worden, die ab 1775 durch Nutzholz
wie Linden, Kastanien und lombardische Pappeln ersetzt
wurden. Im Zuge einer ersten Phase von städtebaulichen
Sanierungsmaßnahmen (Neugestaltung des Burgplatzes
und des Bereichs südlich der Martinikirche) waren in