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In den ersten Jahrzehnten nach der Fertigstellung der
Straßen- und Platzfolge war der Wallring lediglich mit
Gartenhäusern und wenigen Wohnhäusern bebaut. Ne-
ben Krahe war es sein Schüler Carl eodor Ottmer, der
für den Wall erste repräsentative Wohngebäude entwarf.
Unter ihnen ist das Haus Wilhelmitorwall 29 wegen
seiner originellen und ungewöhnlichen Form hervorzu-
heben. Bauherr war H. J. Schade, der diese Villa wohl
1841 errichten ließ.
In seiner Anlage und seinem Fassadendekor erinnert
der Bau unmittelbar an Villenanlagen der italienischen
Renaissance. Wie bei der wohl kurz zuvor entworfenen
Villa Bülow (B11) wird ein zurückgesetzter Mitteltrakt
von Seitenrisaliten flankiert, die als Riegel durchlaufen,
so dass sich im Grundriss eine H-Form ergibt. Die ein-
einhalbgeschossigen Baukörper werden durch eine ein-
heitliche Traufhöhe mit einer italienisch anmutenden
flachen Walmdachkonstruktion zusammengefasst. Im
Inneren nutzte Ottmer die sich aus der symmetrischen
Anlage ergebende Raumverteilung dazu, einen straßen-
seitigen Salon und einen Gartensaal anzuordnen, die mit
den Wirtschafts- und Wohnräumen der Seitentrakte ge-
schickt verbunden wurden. Während zur Straße hin dem
Salon ein Balkon mit von Vasen besetzten Brüstungs-