pfeilern vorgelagert ist, führt vom Gartensaal eine über
die ganze Breite reichende Treppe in den Garten. Für das
charakteristische Loggiamotiv des Mittelbaus entwickel-
te Ottmer eine besondere Lösung: Die dreiachsige Fens-
tergruppe des Voll- und Halbgeschosses wird hier durch
Pilaster mit Halbbögen zusammengezogen, wobei über
die Halbbögen die Belichtung des Mezzaningeschosses
erfolgt. Über den als Äedikulen ausgebildeten Fenstern
auf den Stirnseiten der Seitenrisalite ordnete Ottmer für
diesen Zweck kleine Rundfenster mit einer dekorativen
gusseisernen Vergitterung an. (Vgl. D4, B8)
Anna Dräger-Mühlenpfordt (1887-1984)
Im Haus Wilhelmitorwall 29 lebte von 1917 bis zu
ihrem Tode 1984 die Malerin Anna Dräger-Mühlen-
pfordt. Die Tochter eines Lübecker Industriellen hat-
te schon früh ihre erste künstlerische Prägung an der
Kunstschule von Willibald Leo von Lütgendorff-Lein-
burg in Lübeck erfahren. Ab 1907 setzte sie ihre Aus-
bildung in Berlin bei Hans Baluschek und Fritz Rhein
fort. 1917 folgte sie ihrem an die TU als Architektur-
professor berufenen Mann nach Braunschweig nach (s.
Carl Mühlenpfordt). Ab 1922 widmete sie sich hier
wieder verstärkt der Kunst, nahm ihre Studien bei
Fritz Rhein und Kurt Wehlte in Berlin erneut auf und
konnte in den 1930er Jahren trotz eines 1933 ver-
hängten Ausstellungsverbots einige Ausstellungserfolge
verzeichnen. Nach dem Tod ihres Mannes 1944 und
dem Wideraufbau des im 2. Weltkrieg beschädigten
Hauses und ihres Ateliers entstand bis etwa 1980 ein
umfangreiches Spätwerk an Druckgrafiken, Gemälden
und Zeichnungen, die in verschiedenen privaten und
öffentlichen Sammlungen vertreten sind. Unter den
Kindern ist besonders Justus Mühlenpfordt (1911-
2000) bekannt geworden. Der 1936 in Braunschweig
promovierte Kernphysiker und spätere Nationalpreis-
träger der DDR (1961) leitete 1970 bis 1974 den
Forschungsbereich Kernwissenschaften der Deutsche
Akademie der Wissenschaften zu Berlin.