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AufdemAreal einesderOkerumflut vorgelagertenRavelins
der barocken Befestigungsanlagen entstanden ab 1877 die
Werksgebäude der Maschinenbaufabrik Selwig&Partner
(sog. „Wichmannhallen“, benannt nach dem derz. Ei-
gentümer). Die Gebäude stellen ein für die frühe Indus-
triegeschichte Braunschweigs bemerkenswertes Ensemble
dar, an dem sich heute noch die stadtplanerische Leitidee
einer Ansiedlung von Gewerbe- und Industriebetrieben
in der Nähe des Bahnhofs ablesen lässt. Hervorzuheben
ist besonders die zwischen 1922-24 entstandene Dreherei
sowie das 1927/28 errichtete Verwaltungsgebäude, beides
Entwürfe des Architekturbüros Fröhlich&Baumkauf.
Wie das ebenfalls 1927/28 entstandene Werkstor mit
Pförtnerhaus zeigt das Verwaltungsgebäude in seiner Fas-
sadengestaltung Merkmale des Backsteinexpressionismus,
der sich besonders in den kompliziert gemauerten Zier-
verbänden im Sockelgeschoss des leicht hervortretenden
Mittelrisalits mit dem zackig aufgeworfenen Gesimsband
über dem Eingangsportal äußert. In seiner klaren Grund-
rissanlage und der gleichmäßigen dreigeschossigen Fassa-
dengliederung mit breiten Lisenen und durch große Fens-
ter geöffneten Wandfeldern wird dagegen eine rationale,
klassizistische Grundhaltung deutlich, die die expressiven
Elemente umso mehr dekorativ hervortreten lässt.