Seite 38 - Wallring

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Nördlich des Gaußbergs reguliert das so genannte Wen-
denwehr den Wasserstand des östlichen Okerumflutgra-
bens. Wie das weiter südlich gelegene Inselwallwehr im
westlichen Umflutgraben ist das Wendenwehr wohl um
1821 nach Plänen Krahes gebaut worden. Beide Anlagen
belegen Krahes Kompetenz als Wasserbau-Ingenieur, ein
Feld, das wie die Stadtplanung und der Hochbau zu sei-
nen Aufgaben als Hofbaumeister gehörte.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Nordufer des
Umflutgrabens an der Straße Am Wendenwehr mit ei-
ner geschlossenen Wohnhauszeile bebaut. Die Häuser
Am Wendenwehr 7-10 (W. Bartels, 1911/12) sind mit
ihren bewegten Kubaturen und ihren Mansard- und
Krüppelwalmdächern typische Beispiele des so genann-
ten „Heimatschutzstils“, bei dem reduzierte Formen des
Barock und des Klassizismus zu einer pittoresken Ein-
heit verschmolzen werden. Das freistehende Haus Am
Wendenwehr 11 (Hermann Flesche, 1930) sowie der
Wohnblock auf der anderen Straßenseite gehören zur
Architektur des Neuen Bauens der Weimarer Zeit, die
in Braunschweig oft etwas konservativer ausfällt als an-
derswo: Auf Walm- bzw. Satteldächer wird trotz der ku-
bischen Grundformen (bei der Villa) oder der horizonta-
len Bänderung (beim Wohnblock) nicht verzichtet.