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Es war ein bitterer Vorgeschmack der jahrelangen Unfreiheit. Sie wurde dadurch noch schlim-
mer, dass andere Nationalitäten wie die Polen besser behandelt wurden. Sie durften rein und
raus. Wir stiegen vor dem Fabrikgelände aus und befanden uns vor einer Pforte, wo alles
genau aufgeschrieben war, wer was war usw. Wir waren eine Gruppe von 24 jungen Mädchen
und jungen Frauen, die zwischen 20 und 22 Jahre alt waren. Es war auch eine ältere Frau
dabei, die vielleicht 60 war. Dann wurden wir durch einen großen Hof geführt, der gepflastert
war, zu einem ungemütlichen Raum, der mich an einen Luftschutzkeller erinnerte. Es gab dort
viele Betten, ein paar Stufen tiefer befand sich ein Waschraum. Es war Mittagszeit und wir
waren wie immer seit drei Wochen sehr hungrig. Eine alte deutsche Frau, die ganz nett war,
unterrichtete uns, wie wir uns unser Essen zubereiten sollten. Sie wünschte sich zwei starke
Frauen, die Mehl holen sollten. ‚Noch Mädchen mitkommen’, rief sie gleich wieder. Sie haben
einen großen Sack mit altem verschimmelten Mehl gebracht. Da es nur aus harten Klumpen
bestand, mussten wir dieses Mehl mit einem Hammer zerkleinern. Dann wurde dieses Zeug in
einem alten Kübel mit Wasser gekocht. Außerdem bekamen wir ein bißchen Marmelade. Zum
Trinken gab es Wasser, das uns in einem Eimer serviert wurde. Alte verbeulte Konservendo-
sen dienten uns als Tassen, ein Blechnapf war unser Teller. Nach dem Essen konnte man die
Toilette benutzen, aber ohne Papier. Wir mussten sie auch benutzen, denn nach der Mehlbrü-
he mussten wir uns übergeben. Danach kam auch gleich der Durchfall. Die Eimer in der Toi-
lette machten wir voll. Als wir schlafen gehen durften, stellten wir fest, dass unser Bettzeug
lediglich aus einer alten Matratze und einer stinkenden Decke bestand. Sie war so grob, dass
sie uns unerträglich kratzte. Ein Laken hatten wir nicht. Wir waren verzweifelt und konnten
trotz unserer Müdigkeit nicht einschlafen. Wir weinten stundenlang und die Tränen liefen uns
über die Wangen wie Wasser aus der Wasserleitung. Das war unser erster Tag in Braun-
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Einmal am Sonntag unterhielten wir uns mit unseren Nachbarn auf der Straße vor unse-
rem Wohnhaus. Da kam die Polizeistreife und fragte uns nach der Arbeitskarte. So eine hat-
ten wir nicht, denn als 17-Jährige arbeiteten wir noch nicht. Wir wurden zur Polizeiwache
gewaltsam geführt und dort verprügelt. Die Deutschen legten uns über die Stuhllehne und ver-
prügelten uns mit Gummiknüppeln. Drei Monate lang hatte ich noch Spuren von dieser Miss-
handlung. Wir wurden dann nach ein paar Tagen gemustert wie beim Militär und keiner frag-
te, woher die Spuren stammen. Nach der Musterung gingen wir zum Bahnhof Lodz Kaliska,
wo auf uns schon ein Personenzug wartete. Wir fuhren über Posen und Berlin nach Helmstedt.
Bewacht hatten uns Zivilpersonen. Den Proviant nahmen wir von Zuhause mit. Trinken konn-
ten wir erst in Helmstedt im WC auf dem Bahnhof. In Helmstedt stiegen wir auf LKW’s um
und wurden nach Büddenstedt gebracht. Als unsere Unterkunft waren Schafställe und Futter-
speicher in Wohnbaracken umfunktioniert
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Vor dem Krieg wohnte ich auf einem Dorf in der Provinz Konin, in einer kleinen Land-
wirtschaft. Während der deutschen Besatzung war hier das Warthegau. Es fanden ständig Raz-
zien statt. Bei einer solchen Aktion wurde ich auch erwischt. Ich bin 1922 geboren, gab jetzt
als Geburtsjahr aber 1923 an, in der Hoffnung, als minderjährig von der Verschleppung nach
Deutschland verschont zu bleiben. Leider hat das nichts bewirkt. Vor dem Krieg dachte ich,
Deutschland ist ein Land, wo man schnell Arbeit findet. In Polen herrschte damals hohe
Arbeitslosigkeit. Ich wurde aber schnell enttäuscht. Man behandelte uns wie Sklaven. Zwei
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Marusia Heinrich aus Kursk (Sowjetunion).
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Eugeniusz Urbaniak, geb. in Borek Leinicki b. Lodz (Polen), damals 17 Jahre alt.