Seite 35 - Der_unendliche_Faden

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konzentriert sich auf zehn Grabdenkmäler, entstanden
zwischen 1358 und 1746. Die neun Personen, ­denen sie
gewidmet sind, werden unter Würdigung ihrer Bedeutung
für das Kloster vorgestellt. Den Spuren, die sich von ihnen
und ihren Familien in und außerhalb des Klosters haben
finden lassen, wird nachgegangen. Die Grabdenkmäler sind
zudem in etwa repräsentativ für den Wandel der Sepulchral­
kultur vom 14. bis 18. Jahrhundert.
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Ausgeklammert bleibt in diesem Beitrag der Friedhof für
die seit 1263 bestehende Neumärker Kirchengemeinde
des Klosters St. Marienberg. Er befand sich auf dem Hügel
im Süden und Westen der Kirche. Hiervon hat sich nur
eine Grabplatte, die des Kirchenvorstehers und Schöffen
der Neumark Simon Dornwase
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aus dem Jahre 1732 er-
halten (Abb. 2). Sie lag außen vor der Südwand der Kirche
und ist seit 2003 im Westen des nördlichen Seitenschiffs
angebracht. Das ist ein historisch nicht korrekter Platz, da
Dornwase nicht in der Kirche beigesetzt war. Begräbnisse
in der Kirche waren im 18. Jahrhundert nicht nur für Klos-
terangehörige, sondern auch für Neumärker Bürger, also
für die Mitglieder der Klosterkirchengemeinde, grundsätz-
lich möglich. Das geht aus einer allgemeinen Ordnung
des Begräbniswesens von Kloster und Gemeinde aus dem
Jahre 1763 hervor. Aber sie waren sehr teuer. Sie kosteten
je nach Lage des Grabes, ob „Auf dem hohen Chor“, „In
dem Schiff“, „Unten in der Kirche“, je nach „außgemau-
ertem“ oder „unaußgemauertem Grab“ und je nach „Auf-
richtung eines Monuments“ oder „liegendem Leichenstein“
bis zu 70 Thaler für ein Neumärker Gemeindemitglied. Zum
Vergleich: Die Gebühren für die preiswerteste Beisetzung
auf dem Gemeindefriedhof betrugen 12 bis 16 Gute­
groschen, also weniger als einen Taler.
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Grabdenkmäler
von Neumärker Gemeindemitgliedern haben sich in der
Kirche nicht erhalten. Ob es sie überhaupt gegeben hat
und in welcher Zahl oder ob die hohen Preise die Neu­
märker Gemeindemitglieder möglicherweise von einem
Begräbnis in der Kirche abgehalten haben, bedürfte einer
gesonderten Untersuchung.
Eine weitere alte Begräbnisstätte befindet sich im inneren
Kreuzganghof. Dieser Friedhof hat ebenso wie Kirche und
Kreuzgang sein heutiges Erscheinungsbild unter der Domina
Charlotte von Veltheim (1832–1911) erhalten. Dazu gibt
Charlottes Schwester und Nachfolgerin Louise von Veltheim
einige Hinweise in ihren „Erinnerungsblättern“,
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die nach
1897 geschrieben sein müssen, dem letzten Jahr, das sie
Abb. 2
Grabplatte des Simon
Dornwase
, 1732.